Klonale Hämatopoese
Dipl.-Ing. (FH) Tanja Hinrichsen
Wissenschaftlicher Hintergrund
Eine klonale Hämatopoese (CH) tritt häufig bei älteren gesunden Personen auf und ist mit einem erhöhten Risiko für hämatologische Neoplasien, kardiovaskuläre Erkrankungen und Gesamtmortalität assoziiert. Ab einem Alter von 65 Jahren nimmt die CH stetig zu und betrifft zwischen 10-40% der älteren Personen. Die CH wird generell als klonales Wachstum hämatopoetischer Zellen aus betroffenen Stamm- oder Vorläuferzellen unabhängig von der Ursache oder vom Krankheitszustand betrachtet.
Von der klonalen Hämatopoese von unbestimmten Potential (CHIP) spricht man hingegen, wenn eine CH mit Leukämie-assoziierten somatischen Treibervarianten mit einer Varianten-Allel-Frequenz (VAF) >=2% im Blut oder Knochenmark bei Personen ohne diagnostizierte hämatologische Störung oder ungeklärte Zytopenie nachgewiesen wird. Neben dem Altern als dominierender Risikofaktor, korrelieren auch Rauchen, männliches Geschlecht, Exposition zu zytotoxischen Therapien als auch eine aplastische Anämie mit einem erhöhten Risiko für bestimmte genetische Varianten. Die häufigsten Varianten bei CH finden sich in den wichtigsten epigenetischen Modifikatoren DNMT3A, TET2 und ASXL1. CHIP verhalten sich überwiegend gutartig, zeigen aber eine maligne Progression mit einer Rate von 0,5-1%/Jahr, abhängig von den detektierten Varianten (größeres Risiko bei Varianten in TP53, U2AF1, SRSF2, IDH2, IDH1, SF3B1 und ASXL1). Große Klone oder multiple Varianten sind mit einem erhöhten Risiko der Progression in eine myeloische Neoplasie assoziiert.
Die Diagnose klonale Zytopenie unbestimmter Signifikanz (CCUS) benötigt den Nachweis von Leukämie-assoziierten somatischen Treibervarianten mit einer Varianten-Allel-Frequenz (VAF) >=2% im Blut oder Knochenmark oder klonaler chromosomaler Veränderungen in myeloischen Zellen, eine oder mehrere unerklärbare persisitierende Zytopenien für mehr als 4 Monate sowie das Fehlen diagnostischer Kriterien für definierte myeloische Neoplasien bei der Knochenmarkuntersuchung. Wie bei CHIP steigt das Risiko einer Progression von CCUS zu einer myeloischen Neoplasie mit der der Größe des Klons, der Anzahl vorhandener somatischer Varianten als auch spezifischer Genvarianten (TP53, PPM1D, JAK2, RUNX1, SF3B1, SRSF2, U2AF1, IDH2 und IDH1) an.
Literatur
Khoury , Solary (Eds.), 2022, WHO Classification of Haematolymphoid Tumours (5th edition), online / Khoury et al. 2022, Leukemia, 36:1703
Untersuchungsauftrag
C2 Hämatoonkologie
(4 Seiten, DIN A4)
V.a. klonale Hämatopoese, MDS, persisitierende Zytopenien
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: klonale Hämatopoese, MDS, persisitierende Zytopenien
- Auftrag: Chromosomenanalyse, FISH-Analyse, CH-Panel, Einzelmarker-Analyse (Nennung des Markers notwendig), humangenetisches Gutachten
Zytogenetische Analyse: mind. 5 mL Heparin-Knochenmark/-Blut
Molekulargenetische Analyse: mind. 3 mL EDTA-Knochenmark/-Blut
Chromosomenanalyse: 5-7 Tage
FISH-Analyse: 1 Tag
Mutationsanalyse: 5-7 Tage