Immunologie

Bestimmung des Immunstatus
Immunsystem

Die Immunologie beschäftigt sich mit der körpereigenen Abwehr gegen Krankheitserreger, gegen andere körperfremde Substanzen oder auch gegen Krebszellen. 

Zellen des Immunsystems: Es gibt verschiedene Arten von Immunzellen wie zum Beispiel T-Lymphozyten, B-Lymphozyten, oder natürliche Killerzellen. Die Identifizierung und Quantifizierung der betreffenden Zellpopulationen erfolgt am Standort Martinsried mit Hilfe des Durchflusszytometers in Kombinationen mit der Bestimmung eines großen Blutbildes.
 

Antikörper:  Antikörper sind spezielle Proteine, die vom Immunsystem produziert werden, um gegen Antigene (Substanzen, die eine Immunantwort auslösen können) zu wirken. Im Normalfall sind dies Fremdantigene. Im Rahmen von pathologischen Prozessen kann der Körper aber auch Antikörper bilden, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind, eine sog. Selbsttoleranz unterbleibt. Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Typ-1-Diabetes oder rheumatische Erkrankungen können hier die Folge sein.

Immunologische Erkrankungen:  Dazu gehören neben den Autoimmunerkrankungen (bei denen das Immunsystem körpereigene Zellen angreift, s.o.), Allergien (überempfindliche Reaktionen auf harmlose Substanzen) und Immundefizienzkrankheiten (bei denen das Immunsystem geschwächt ist).

Labordiagnostik

Die Labormethoden, die am Standort Martinsried in der Immunologie verwendet werden, reichen von enzymatischen über photometrischen bis hin zu durchflusszytometrischen Analysen. Zur Einschätzung der Immunitätslage wird der Immunstatus einer Person bestimmt. Die Feststellung eines Immunstatus kann im Labor auf verschiedene Weise erfolgen: 

Lymphozytentypisierung 

Bei der Lymphozytentypisierung wird der Anteil verschiedener Subpopulationen im Blut bestimmt und diese mittels der Messwerte des großen Blutbildes in Absolutzahlen umgerechnet. Folgende Subpopulationen werden u.a. identifiziert:
B-Lymphozyten, T-Lymphozyten, T-Helferzellen, T-Suppressorzellen, natürliche Killerzellen (NK-Zellen), aktivierte T-Zellen, natürliche Killer-T-Zellen
 

Indikationen für die Anforderung einer Lymphozytentypisierung sind vor allem chronische und/oder rezidivierende Erschöpfungszustände oder Infektionen, aber auch im Rahmen eines unerfüllten Kinderwunsches kann nach immunologischen Ursachen gesucht werden. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass der Anteil an NK-Zellen bzw. die Ratio von CD4+ und CD8+ T-Zellen eine Rolle spielt. Auch für das Monitoring von HIV-Patienten ist der Anteil an CD4+/CD8+ T-Zellen und damit eine Lymphozytentypisierung sinnvoll. 

Bestimmung des TH1/TH2-Ratios 

T-Helferzellen werden ja nach Art des jeweiligen Zytokins, das sie produzieren in verschiedene Typen oder Klassen eingeteilt.

Am Standort Martinsried wird die Menge an T-Helferzellen des Typs TH1 und TH2 mittels intrazellulären Färbungen bestimmt und die Ratio gebildet. Hierbei wird tumor necrose factor alpha (TNFα) und Interleukin 4 (Il-4) als Marker der betreffenden Typen verwendet. 

 Im Körper besteht normalerweise ein Gleichgewicht zwischen TH1- und TH2-Zellen. Eine Dysbalance kann wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten geben. So deutet beispielsweise eine übergangsweise ausgeprägte TH1-Dominanz auf eine gesteigerte Immunantwort während des Ablaufs einer Infektion hin und ist vor dem Hintergrund als nicht pathologisch anzusehen. Besteht eine solche Dominanz jedoch über einen längeren Zeitraum, kann es zu einer Manifestation von Symptomen kommen. Diese zeigen sich zum Beispiel in Überempfindlichkeiten gegenüber Lebensmitteln oder gegen körpereigene Strukturen (autoimmune Thyreoiditis). Durch die gesteigerte Stimulation der Lymphozyten kann es zur Ausprägung chronischer Entzündungen kommen. Eine TH2-Dominanz ist hingegen verknüpft mit vielen autoantikörper-bedingten Autoimmunerkrankungen oder allergischen Erkrankungen. Auftretende Folgeerkrankungen sind eher systemisch und anti-inflammatorisch. Hierunter zählen zum Beispiel Ekzeme, Heuschnupfen oder Asthma.

Die Bestimmung des Verhältnisses von TH2 zu TH1 kann auch im Rahmen eines Kinderwunsches bzw. einer Schwangerschaft sinnvoll sein, da ein Ungleichgewicht des TH1/TH2-Ratios zu Aborten, Plazentareifungsstörungen oder zu einer Verhinderung einer Einnistung des Embryos führen kann. 

Sonstige Analysen 

Des Weiteren gibt es am Standort Martinsried neben den beiden oben genannten Analysen noch weitere Einzelparameter, die untersucht werden können, um sich einen Überblick über den Immunstatus des Patienten zu verschaffen: 

Blutbild und Differentialblutbild: Diese Tests bieten Informationen über die Anzahl und Art der verschiedenen Blutzellen, einschließlich der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Abweichungen von den normalen Werten können auf ein potenzielles Problem mit dem Immunsystem hindeuten oder auf eine derzeit ablaufende Entzündung bzw. Infektion. 

Immunglobulin-Messungen (IgG, IgA, IgM): Diese Tests messen die Konzentrationen der verschiedenen Immunglobuline im Blut, spezifische Antikörper, die vom Immunsystem produziert werden. Abweichungen können auf Immundefizienzen oder Überreaktionen des Immunsystems hindeuten. 

Komplementaktivitätsmessung: Der Komplementweg ist ein Teil des Immunsystems, der zur Bekämpfung von Infektionen und anderen Bedrohungen beiträgt. Ein Test auf Komplementaktivität kann helfen, Probleme mit diesem Teil des Immunsystems zu identifizieren. 

Entzündungsmarker: Es gibt verschiedene Marker der Entzündung, die im Blut bestimmt werden können, mit Hilfe derer eine Entzündungsreaktion im Körper nachgewiesen und beschrieben werden kann. Hierunter fallen zum Beispiel die Bestimmung der Blutsenkung, das C-reaktive Protein (CRP) oder Procalcitonin zum Nachweis einer bakteriellen Infektion. In dem Zusammenhang ist auch die Serumeiweißelektrophorese zu nennen, über die man erste Erkenntnisse über den Entzündungszustand des Patienten gewinnen kann, da sich hierüber auch beispielsweise die Komplementfaktoren oder CRP abbilden lassen, sollten diese erhöht vorliegen.