Myelodysplastische/myeloproliferative Neoplasie mit Neutrophilie (MDS/MPN-N)

Synonyme: Atypische chronische myeloische Leukämie (aCML)
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Methode
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Kurzbeschreibung

Die myelodysplastische/myeloproliferative Neoplasie mit Neutrophilie (MDS/MPN-N), früher als atypische chronische myeloische Leukämie bekannt, ist eine seltene leukämische Erkrankung, die durch eine Mischung myelodysplastischer und myeloproliferativer Merkmale mit einem hohen Risiko einer AML-Transformation gekennzeichnet ist. Die Diagnose wird durch Ausschluss anderer Erkrankungen wie klassischer CML und das Vorhandensein spezifischer genetischer Marker wie Varianten in SETBP1 und/oder ETNK1 unterstützt. Chromosomale Aberrationen sind häufig, aber nicht spezifisch für MDS/MPN-N. Die allogene Stammzelltransplantation bleibt die einzige potenziell kurative Behandlung.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die myelodysplastische/meyloproliferative Neoplasie mit Neutrophilie (MDS/MPN-N), ehemals atypische chronische myeloische Leukämie (aCML), ist eine sehr seltene leukämische Erkrankung mit sowohl myelodysplastischen als auch myeloproliferativen Eigenschaften zum Diagnosezeitpunkt. Sie ist charakterisiert durch eine Leukozytose und Anwesenheit unreifer Granulozyten, inklusive Blasten, Promyelozyten und Myelozyten, die etwa 10-20% der Leukozyten im peripheren Blut ausmachen. Typischerweise finden sich dysplastische Neutrophile. MDS/MPN-N ist mit einem sehr ungünstigen Krankheitsverlauf assoziiert, etwa 40% der Patienten zeigen eine AML-Transformation. Da MDS/MPN-N der klassischen CML ähnelt, mit dem Unterschied, dass MDS/MPN-N negativ für ein BCR::ABL1-Rearrangement ist, sollte zunächst ein BCR::ABL1-Fusionsgen ausgeschlossen sein. Weiterhin sollte kein Hinweis gemäß WHO auf MPN wie PMFPV oder ET bzw. auf eine myeloische Neoplasie mit Eosinophilie und definierendem Rearrangement, CMML oder MDS/MPN mit SF3B1-Variante und Thrombozytose vorliegen.

In 30-40% der Patienten mit MDS/MPN-N finden sich chromosomale Veränderungen, die jedoch nicht spezifisch für MDS/MPN-N und auch bei anderen myeloischen Erkrankungen anzutreffen sind, wie z.B. +8, del(20q) und Isochromosom i(17)(q10).

Die Diagnose MDS/MPN-N kann durch das Vorliegen von Varianten in SETBP1 und/oder ETNK1 unterstützt werden. Weitere Varianten finden sich in ASXL1 (60-80%), TET2 (30-40%) und/oder DNMT3A (<10%) sowie CBL, JAK2, NF1, NRAS, SRSF2, U2AF1, SF3B1, ZRSR2, CUX1, GATA2, RUNX1, EZH2 undSTAG2.

Varianten in CSF3R finden sich in <20% der Patienten und können als Abgrenzung zur chronischen Neutrophilenleukämie (CNL) genutzt werden.

Die allogene Stammzelltransplantation ist derzeit die einzig mögliche kurative Option.

 

Tabelle: Frequenz von Varianten in MDS/MPN-N, modifiziert nach Schwartz et al. 2019

Gen
Prävalenz
Potenzielle Therapie
SETBP110-48%Fingolimod
NRAS10-30%Trametinib
KRAS8-10%Trametinib
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Literatur

letzte Aktualisierung: 23.4.2024