Butyrylcholinesterase (BCHE)-Defizienz

Synonyme: Pseudocholinesterase-Defizienz
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Kurzbeschreibung

Die autosomal-rezessiv vererbte Pseudocholinesterase-Defizienz kann im Rahmen von Narkosen zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wenn Wirkstoffe eingesetzt werden, die über BCHE abgebaut werden (z.B. Muskelrelaxantien). Ursächlich sind Varianten im BCHE-Gen, die zu einer erniedrigten Enzymaktivität und damit zu einem verzögerten Metabolismus führen. Die Kenntnis des Genotyps des Patienten kann zur besseren Abschätzung der Risiken und der Narkoseplanung einbezogen werden.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Postoperative Apnoe ist eine schwerwiegende Komplikation im Zusammenhang mit der Gabe von bestimmten Muskelrelaxantien (z.B. Suxamethonium, Mivacurium), die über das Enzym Pseudocholinesterase (BCHE) abgebaut werden. Weitere Substrate der BCHE sind Procain, Tetracain, Kokain und Heroin. Verschiedene pathogene Varianten im BCHE-Gen können zu einer erniedrigten Enzymaktivität und damit zu einem verzögerten Metabolismus führen.

Die BCHE-Defizienz wird autosomal-rezessiv vererbt, d.h. beide Allele müssen betroffen sein, damit eine klinische Symptomatik auftritt. Bleibt die Defizienz unerkannt, können akut lebensbedrohliche Situationen im Verlauf und nach einer Narkose auftreten. Die A-Variante (atypische Variante, p.(Asp70Gly) ist mit einer Reduktion der Enzymaktivität auf ca. 30% des Normwerts und schweren Narkose-Komplikationen assoziiert. Die K-Variante p.(Ala539Thr) dagegen ist mit einer moderaten Reduktion der Enzymaktivität auf ca. 70% des Normwerts assoziiert, wodurch klinisch normalerweise keine verlängerte Succinylcholin-Response zu beobachten ist. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass auch die K-Variante in Kombination mit anderen Faktoren (Schwangerschaft, Anticholinesterase-Medikation, Vorerkrankungen) klinisch relevant wird. Die Allelfrequenz der A-Variante wird mit ca 2% (Homozygotenfrequenz 1:3.500), die der K-Variante mit ca. 12% (Homozygotenfrequenz 1:100) in der kaukasischen Bevölkerungsgruppe angegeben. Die Analyse des BCHE-Gens kann als Stufendiagnostik angefordert werden, wobei in Stufe I die K- und A-Variante nachgewiesen werden. In Stufe II erfolgt eine Mutationssuche im gesamten BCHE-Gen zum Ausschluss seltener Varianten. Im Vorfeld einer genetischen Untersuchung kann die biochemische Messung der Pseudocholinesteraseaktivität Aufschluss über eine BCHE-Defizienz geben.

Butyrylcholinesterase (BCHE)-Defizienz
1 Gen
BCHE


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
BCHE-DefizienzT88.7BCHE177400
Literatur

letzte Aktualisierung: 4.11.2023