Birt-Hogg-Dubé Syndrom

OMIM-Nummer: 135150, 607273 (FLCN)

M.Sc. Sarah Heinrich, Dr. rer. nat. Anne Holtorf

Wissenschaftlicher Hintergrund

Das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom (BHDS) ist eine äußerst seltene erbliche Erkrankung (Prävalenz ca. 1:200.000), die häufig undiagnostiziert bleibt. BHDS geht mit Fibrofollikulomen der Haut, Lungenzysten und einer Neigung zu spontanen Pneumothoraces, sowie Nierenzellkarzinomen einher. Die Nierenzellkarzinome kommen bei etwa 25% der Anlageträger vor und weisen verschiedene Histologien auf: Sie können chromophob, onkozytisch, selten klarzellig oder papillär sein, oder als Hybridtumoren auftreten. Bei Nachweis eines Hybridtumors sollte immer eine BHDS-Abklärung erfolgen.

Klinisch gilt BHDS als gesichert, wenn eines der folgenden Hauptkriterien oder mind. zwei der Nebenkriterien erfüllt sind:

Hauptkriterien:

  • mind. 5 Fibrofollikulome im Erwachsenenalter, mind. 1 histologisch gesichert; oder
  • nachgewiesene pathogene Variante im FLCN-Gen.

Nebenkriterien:

  • multiple Lungenzysten (bilateral, basal lokalisiert), mit oder ohne spontanem Pneumothorax;
  • Nierenkarzinom (<50 J.), oder multifokales oder bilaterales Nierenkarzinom mit gemischt chromophober oder onkozytischer Histologie; und
  • ein erstgradig Verwandter mit BHDS.

BHDS wird autosomal-dominant vererbt und durch genetische Varianten hervorgerufen, die einen Funktionsverlust des FLCN-Gens (auch BHD genannt) verursachen. Bei etwa 90% der Patienten, die die klinischen Kriterien für BHDS erfüllen, können ursächliche Varianten in FLCN mittels Sequenz- und Copy Number Variation (CNV)-Analyse detektiert werden, bei ca. 10% kann keine genetische Veränderung in FLCN nachgewiesen werden. Andere Suszeptibilitätsgene für BHDS sind bislang nicht bekannt.

Derzeit gibt es keine definierten Vorsorgeempfehlungen für Betroffene und gesunde Anlageträger. Die jährliche Kontrolle der Nieren mittels MRT ab dem 19. Lebensjahr wurde für Anlageträger und Risikopersonen vorgeschlagen. Zigarettenrauch und Strahlenexposition sollten vermieden werden sowie ein hoher Umgebungsdruck, der sponate Pneumothoraces auslösen kann. Da bislang keine Manifestationen vor dem 18. Lebensjahr beschrieben sind, empfiehlt die American Society of Clinical Oncology die prädiktive genetische Testung von Risikopersonen ab dem 18. Lebensjahr.

Hinweis zur prädiktiven Diagnostik:

Bei der prädiktiven Diagnostik werden gesunde Risikopersonen untersucht, in der Regel erstgradige Verwandte von Betroffenen. Laut Gendiagnostikgesetz (GenDG) soll bei jeder diagnostischen genetischen Untersuchung eine genetische Beratung angeboten werden. Bei prädiktiver genetischer Diagnostik muss laut GenDG vor der Untersuchung und nach Vorliegen des Resultats genetisch beraten werden (§10, Abs. 2 GenDG). 

Literatur

Carlo et al. 2018, JAMA Oncol (epub ahead of print) / Maher et al. 2018, World J Urol 36:1891 / Leitlinienprogramm Onkologie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 1.2, 2017 / Toro JR. Birt-Hogg-Dubé Syndrome. 2014. GeneReviews®, www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1522/

V.a. Birt-Hogg-Dubé Syndrom

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben:

  • Diagnose/Verdachtsdiagnose: Birt-Hogg-Dubé Syndrom (ICD-10 Code: [Z.80-], [D48.-])
  • Auftrag: Molekulargenetische Analyse FLCN-Gen
     

SchriftlicheEnwilligungserklärung gemäß GenDG erfolderlich

2 ml EDTA-Blut

ca. 10-15 Werktage / 2-3 Wochen