Spastische Paraplegien

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Kurzbeschreibung

Hereditäre spastische Paraplegien (HSP) sind genetisch heterogene neurodegenerative Erkrankungen, die durch retrograde axonale Degeneration gekennzeichnet sind. Über 70 Gene sind bekannt, deren pathogene Varianten Defekte in biologischen Wegen wie axonalem Transport und Lipidstoffwechsel verursachen. Bei autosomal-dominanten HSPs (ADHSP) finden sich häufig pathogene Varianten im SPAST-Gen. Auch Varianten der Gene ATL1 (SPG3A), REEP1 (SPG31) und KIF5A (SPG10) sind häufig und machen zusammen mit pathogenen SPAST-Varianten 50-60% der ADHSP aus. Autosomal-rezessive Formen der HSP (ARHSP) weisen oft pathogene Varianten im SPG11-Gen auf. Weitere Gene, bei denen häufiger pathogene Varianten nachweisbar sind, sind CYP7B1 (SPG5), SPG7 und ZFYVE26 (SPG15).

Wissenschaftlicher Hintergrund

Bei den hereditären spastischen Paraplegien (HSP) handelt es sich um eine genetisch heterogene Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen mit einer geschätzten Prävalenz von ca. 1.8/100,000 (Ruano et al. 2014 Neuroepidem 42:174). Klinisch wird HSP klassifiziert als “reine” (oder “unkomplizierte”) und “komplexe” (oder “komplizierte“) Form.

Hauptmerkmale der puren (reinen) HSP sind Hyperreflexie, Muskelhypertonie oder bilaterale Spastik der Beine, Blasenfunktionsstörung und Beeinträchtigung des Vibrationsempfindens. Bei den komplizierte Formen fallen zusätzlich  neurologische oder extra-neurologische Symptome auf wie, Intelligenzminderung, zerebelläre Ataxie, peripheral Neuropathie, Epilepsie, Retinopathie, optische Atrophie, Dystonie und Parkinsonismus. Ein Hauptsymptom der HSP betrifft die retrograde axonale Degeneration des distalen Anteils des corticospinalen und spinocerebellären Traktes, der zu den längsten motorischen und sensorischen Axonen des zentralen Nervensystems zählt. Derzeit sind mehr als 70 Gene bekannt, deren pathogene Varianten Defekte in einigen biologischen Wegen, wie axonaler Transport, Lipidstoffwechsel, Bildung des endoplasmatischen Reticulum (ER), mitochondrialer Funktion und endosomaler Transport. Bei den autosomal-dominanten HSPs (ADHSP), die meist die „reine” Form repräsentiert, ist das Erkrankungsalter sehr variabel. Hier finden sich in 17-79% der Fälle pathogene Varianten im SPAST-Gen. Auch Varianten der Gene ATL1 (SPG3A), REEP1 (SPG31) und KIF5A (SPG10) sind häufig und machen zusammen mit pathogenen SPAST-Varianten 50-60% der ADHSP aus. Bei den autosomal-rezessiven Formen der HSP (ARHSP) sind mit 21% pathogene Varianten im SPG11-Gen häufig und ursächlich für die „komplexe“ Form der HSP. Weitere Gene, bei denen häufiger pathogene Varianten nachweisbar sind, sind CYP7B1 (SPG5), SPG7 und ZFYVE26 (SPG15)

Gene, deren pathogene Varianten für HSP ursächlich sind, spielen u.a. eine Rolle bei der Homöostase und Morphologie des Endoplasmatischen Retikulum (ER). Gene, wie  ATL1 (SPG3A) und SPAST (SPG4) sind an der Aufrechterhaltung der ER-Morphologie und an der ER-Stressregulation beteiligt. Das ER spielt eine maßgebliche Rolle bei der Qualitätskontrolle neu synthetisierter Proteine.

Spastische Paraplegien
65 Gene
AFG3L2
ALDH18A1
ALS2
AMPD2
AP4B1
AP4E1
AP4M1
AP4S1
AP5Z1
ARL6IP1
ATL1
ATP13A2
B4GALNT1
BSCL2
C12orf65
C19orf12
CAPN1
CPT1C
CYP2U1
CYP7B1
DDHD1
DDHD2
DSTYK
ENTPD1
ERLIN1
ERLIN2
FA2H
FARS2
GBA2
GJC2
HPDL
HSPD1
IBA57
KIDINS220
KIF1A
KIF1C
KIF5A
L1CAM
MAG
NIPA1
NKX6-2
NT5C2
PCYT2
PLP1
PNPLA6
REEP1
REEP2
RTN2
SELENOI
SLC16A2
SLC33A1
SPART
SPAST
SPG11
SPG21
SPG7
TECPR2
TFG
TUBB4A
UBAP1
UCHL1
VPS37A
WASHC5
ZFYVE26
ZFYVE27


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Spastische Paraplegie 52G11.4AP4S1607243
Spastische Paraplegie 55G11.4C12orf65613541
Spastische Paraplegie 3AG11.4ATL1606439
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Literatur

letzte Aktualisierung: 23.4.2024