Mowat-Wilson-Syndrom (MWS)

Dr. med. Imma Rost, Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, M. Sc. Anna Munzig

Wissenschaftlicher Hintergrund

1998 beschrieben Mowat und Wilson ein neues Syndrom mit einer Entwicklungsstörung, Mikrozephalie und charakteristischem Aussehen in Kombination mit einem Morbus Hirschsprung.

Typische äußere Merkmale des MWS, die z.T. mit zunehmendem Alter deutlicher werden, sind die hohe Stirn mit betonten Stirnhöckern, angehobene Ohrläppchen mit einer zentralen Delle, diffuse, medial spärliche Augenbrauen, tiefliegende Augen, weiter Augenabstand, breite Nasenwurzel, rundliche Nasenspitze mit prominenter Columella, M-förmige Oberlippe, betontes spitzes Kinn, Weichteilfülle am Hals, schlanke lange Finger. Die meisten Betroffenen entwickeln eine Mikrozephalie, bei der Hälfte liegt die Endgröße unterhalb der 3. Perzentile. Ca. 80% haben eine Epilepsie, die meist ab dem 2. Lebensjahr beginnt. An Fehlbildungen werden v.a. eine Hypoplasie oder Agenesie des Corpus callosum, Herzfehler und Urogenitalfehlbildungen, v.a. eine Hypospadie, gefunden. Etwa die Hälfte der Patienten hat einen nachgewiesenen M. Hirschsprung, ein weiterer Teil eine chronische Obstipation.

Meist liegt eine schwere globale Entwicklungsstörung vor. Die betroffenen Kinder lernen im Schnitt zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr laufen; das Gangbild bleibt oft breitbasig mit erhobenen angewinkelten Armen. Der Spracherwerb ist stark beeinträchtigt bis fehlend; viele Betroffene verfügen nur über wenige Worte. Die Kinder werden oft als fröhlich mit häufigem Lachen beschrieben.

Differentialdiagnostisch ist u.a. an das Angelman-Syndrom und das Pitt-Hopkins-Syndrom zu denken.

Krankheitsverursachend ist die Haploinsuffizienz des ZEB2-Gens in 2q22.3 durch pathogene Varianten (Nonsense bzw. Frameshift) (über 80%) oder Deletionen (gut 15%). Das ZEB2-Protein ist ein Transkriptionsfaktor, der für die Entwicklung der Neuralleiste und der aus ihr abgeleiteten Strukturen wichtig ist, was z.B. auch das häufige Auftreten eines M. Hirschsprung erklären kann.

Da pathogene Varianten im ZEB2-Gen in der Regel neu entstehen, ist das Wiederholungsrisiko für Geschwister gering anzusetzen, außer es wurde bei einem Elternteil ein somatisches oder Keimzellmosaik nachgewiesen.

Literatur

Ivanovski et al. 2018, Genet Med 20:965 / Kilic et al. 2016, J Child Neurol 31:913 / Evans et al. 2012, Am J Med Genet 158A:358 / Garavelli et al. 2009, Am J Med Genet 149A:417 / Adam et al. 2007, GeneReviews™ (updated 2013) / Zweier et al. 2005, Eur J Med Genet 48:97 / Wilson et al. 2003, Am J Med Gent 119A:257 / Mowat et al. 2003, J Med Genet 40:305 / Zweier et al. 2002, Am J Med Genet 108:177


V.a. Mowat-Wilson-Syndrom

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Mowat-Wilson-Syndrom
    (ICD10-Code: [E89.0])
  • Auftrag:Mutationssuche ZEB2-Gen

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDAT-Blut

Stufe I: 3-4 Wochen
Stufe II: weitere 2 Wochen