Zöliakie

Dr. med. Kaimo Hirv, Dr. rer. nat. Barbara Bangol

Wissenschaftlicher Hintergrund

Bei der Zöliakie, die im Erwachsenenalter auch als einheimische Sprue bezeichnet wird, handelt es sich um eine durch Getreideeiweiß ausgelöste Autoimmunerkrankung, die sich im Dünndarm manifestiert. Dabei kommt es zu einer lymphozytären Infiltration und Schädigung der Darmschleimhaut. Durch die Aktivierung von B-Lymphozyten kommt es zur Bildung verschiedener Zöliakie-spezifischer Antikörper, die bei Verdacht auf Zöliakie bestimmt werden können. Die Zöliakie ist eine der am stärksten mit HLA assoziierten Erkrankungen. Nahezu alle Zöliakiepatienten tragen die HLA-Klasse-II-Merkmale HLA-DQ2 und/oder HLA-DQ8. Nur diese HLA-Moleküle sind in der Lage, Gliadinpeptide (Abbauprodukte des Gluten) zu präsentieren und eine immunologische Reaktion auszulösen. Etwa 95% der Patienten sind positiv für HLA-DQ2 (DQB1*02, DQA1*05). Die meisten der restlichen Patienten sind Träger von HLA-DQ8 (DQB1*03:02, DQA1*03). Der negativ prädiktive Wert der HLA-Bestimmung liegt damit bei annähernd 100%. Der positiv prädiktive Wert ist dagegen sehr niedrig, da etwa 40% der europäischen Bevölkerung diese HLA-Merkmale besitzen.

Die ESPGHAN-Leitlinien empfehlen die Bestimmung von HLA-DQ2 und -DQ8 bei Patienten mit unsicherer Diagnose aufgrund unklarer Biopsie- oder Antikörperbefunde. Soll bei Kindern mit starkem klinischen Verdacht auf Zöliakie und hohen Antikörpertitern keine Dünndarmbiopsie durchgeführt werden, kann die Diagnose durch die HLA-Bestimmung erhärtet werden. Bei asymptomatischen Personen mit erhöhtem Risiko für Zöliakie sollte eine HLA-Bestimmung erfolgen. Falls keine HLA-DQ2 / DQ8 Merkmale nachgewiesen werden, ist eine regelmäßige serologische Überwachung nicht notwendig.

Literatur

Husby et al. 2012, JPGN 54:136 / Di Sabatino et al. 2009, Lancet 373:1480 / HLA in Health and Disease second ed. R. Lechler, A. Warrens Academic Press, London, 2000 / Sollid et al. 1989, J Exp Med 169:345 / HLA and disease Y.Ghodke et al. 2005, Eur J of Epid 20:475-488 /  HLA and Disease Associations, J. L. Tiwari, P. I. Terasaki Springer-Verlag, New York, 1985

V.a. und DD Zöliakie

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Zöliakie (ICD-10 Code: [K90.0])
  • Auftrag:
    HLA-DQ2/DQ8/DQA1
    und/oder
    Gewebstransglutaminase, Endomysium, Gliadin (IgA, IgG)
     

Hinweis:
Für HLA-Typisierung schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

HLA-Typisierung: 1 ml EDTA-Blut
Antikörperbestimmung: 1 ml Serum

HLA-Typisierung: 1 Woche
Antikörperbestimmung: 2 Wochen

Aus einer Blutprobe wird genomische DNA isoliert und es werden die entsprechenden Abschnitte des HLA-DQB1 und -DQA1-Gens amplifiziert. Der Nachweis der Subtypen erfolgt durch Sondenhybridisierung (SSO). Die Bestimmung der Antikörper erfolgt immunologisch (ELISA, IFT)