HLA-Merkmale und Krankheitsassoziation

Dr. med. Kaimo Hirv

Wissenschaftlicher Hintergrund

Bei mehr als 40 Erkrankungen besteht eine Assoziation mit bestimmten HLA-Merkmalen, die auf eine Krankheitsprädisposition hinweisen können. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE), ankylosierende Spondylitis (M. Bechterew), multiple Sklerose (MS), insulinabhängiger Diabetes mellitus (IDDM) oder rheumatoide Arthritis. Anhand von Zwillingsstudien konnte gezeigt werden, dass bei der Ausprägung dieser Erkrankungen neben genetischer Prädisposition den Umweltfaktoren (Trigger) eine wichtige Rolle zukommt, so dass in belasteten Familien die Erkrankungen eher sporadisch auftreten. So ist beispielsweise das Auftreten einer reaktiven Arthritis (Reiter-Syndrom) nach einer Darminfektion mit gram-negativen Erregern (Shigellen, Salmonellen, Yersinien) in fast allen Fällen mit dem HLA-B27-Antigen assoziiert, jedoch erkranken nicht alle HLA-B27-Träger am Reiter-Syndrom. Somit ist der positiv prädiktive Wert für diese Assoziation gering, aber der negativ prädiktive Wert in der Regel hoch. Angegeben wird immer das sog. Relative Risiko, welches angibt, um wievielmal häufiger eine Erkrankung bei Merkmalsträgern gegenüber Nicht-Trägern auftritt. Des Weiteren sind Wechselwirkungen zwischen bestimmten HLA-Merkmalen und Medikamenten möglich, welche zur Hypersensitivität oder allergischen Reaktion gegenüber einem bestimmten Arzneimittel führen können.

ErkrankungMerkmalRR**
Abacavir-HypersensitivitätB*57:0133***
AGS late-onset-FormB1448.5
AGS Salzverlust-FormB4751
Akute vordere UveitisB278.2
Allopurinol-ind. Stevens-Johnson-SyndromB*58:01580***
AutoimmunhepatitisDR34.5
Birdshot-ChorionretinopathieA2948
Carbamazepin-induziertes Stevens-Johnson-SyndromB*15:022504***
Dermatitis herpetiformisB8/DR3/DR717.3
Diabetes mellitus Typ I (insulinabhängig)*DR4/DQ3
DR3/DQ2
3.6
3.3
Felty-SyndromDR476
Gold-induzierte NephropathieB8/DR315
Hashimoto-ThyreoiditisDR53.2
Hereditäre IgA-DefizienzDR317
Idiopathische GlomerulonephritisDR312
Idiopathische HämochromatoseA36.7
Juvenile chronische ArthritisDR88
Kaposi-SarkomDR55.3
M. Addison (idiopathisch)DR36.3
M. BasedowDR33.7
M. Bechterew* (HLA-
Subtypisierung)
B2769.1
M. BehcetB53.8
M. ReiterB2737
Multiple Sklerose*DR2/DQ62.7
Myasthenia gravisB8/DR33.3
Narkolepsie*DRB1*15 /
DQB1*06:02
129.8
Neonatale alloimmun. ThrombopenieDR3/DRB3/DQ29.2
Postinfektiöse ArthritisB2740
Psoriasis vulgarisCw633
Psoriasis arthropathicaB2715
Rheumatoide Arthritis*DR4/DR1/DR104.2
Sjögren-SyndromDR39.7
Subakute Thyreoiditis de QuervainB3513.7
system. Lupus erythematodesDR32.6
Zöliakie*DR3 / DR7 /
DQ2 / DQ8 /
DQA1*05:01
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*molekulargenetische HLA-Subtypisierung zur besseren Charakterisierung empfehlenswert.
**RR = relatives Risiko - gibt an, um welchen Faktor die Krankheit bei einem Merkmalsträger häufiger auftritt, als bei einem Nicht-Merkmalsträger
***Odds Ratio nach Becquemont L., Pharmacogenomics, 11:277 (2010)

Literatur

Khan et al. 2007, Autoimmun Rev 6:183 / Harbo et Spurkland 2007, Acta Neurol Scand Suppl 187:34 / Deighton and Criswell 2006, Curr Rheumatol Rep 8:394 / Kantarci et Wingerchuck 2006, Curr Opin Neurol 19:248 / Ghodke et al. 2005, Eur J Epidemiol 20:475 / Thorsby 1997, Human Immunology, 53:1 / Tiwari and Terasakis 1985, HLA and Disease Association, Springer-Verlag

DD von HLA-assoziierten Erkrankungen

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: entsprechende Diagnose
  • Auftrag: HLA A/B/C/DR/DQ- Typisierung
     

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDTA-Blut