HLA-Merkmale und Blutstammzelltransplantation
Dr. med. Kaimo Hirv
Wissenschaftlicher Hintergrund
Eine besondere Bedeutung besitzt das HLA-System bei der Auswahl von Spendern zur Blutstammzelltransplantation. Die allogene Transplantation von Knochenmark (KMT) oder peripheren Blutstammzellen (PBSCT) ist bei Leukämien, Lymphomen und Funktionsstörungen der blutbildenden Organe oft die einzige Therapieoption, die eine Chance auf eine dauerhafte Heilung bietet. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Stammzelltransplantation ist die Gewebeverträglichkeit von Spender und Empfänger, d.h. die Übereinstimmung (Kompatibilität) von HLA-Merkmalen. Als klinisch relevant gelten dabei die HLA-A, -B, -C, -DRB1, -DQB1 und -DPB1 Gene.
Die Transplantationsergebnisse mit genetisch HLA-identischen Geschwistern und nicht verwandten Blutstammzellspendern (Registerspendern) sind heutzutage vergleichbar gut. Da jedoch nur ca. 35% der Patienten in Westeuropa über einen HLA-identischen Geschwisterspender verfügen, werden zunehmend HLA-kompatible Registerspender für die Transplantation herangezogen. Im Konsensuspapier der Deutschen Arbeitsgemeinschft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation sind die methodischen Anforderungen zur HLA-Typisierung und Spenderauswahlkriterien festgelegt. Bei der Suche nach einem nicht verwandten Blutstammzellspender müssen HLA-A, -B, -C, -DRB1 und -DQB1 Merkmale der Patienten und Spender in hoher Auflösung typisiert werden, die HLA-DPB1 Genotypisierung ist optional. Für ca. 3/4 der Patienten kann in Deutschland ein A-B-C-DRB1-DQB1-identischer Registerspender identifiziert werden. Weltweit stehen dafür derzeit >35 Millionen freiwillige Blutstammzellspender zur Verfügung, die anonym in nationalen (ZKRD - Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland) und internationalen Registern erfasst wurden. Die Suche und Vermittlung von Spendern erfolgt international über die online-Verknüpfung des ZKRD mit den Spenderdateien in aller Welt.
Falls nur Spender mit HLA-Differenzen zur Verfügung stehen oder eine haploidentische Transplantation geplant ist, sollten die Patienten auf donorspezifische HLA-Antikörper untersucht werden. Dafür wird ein HLA-Antikörperscreening und ggf. eine Antikörperspezifizierung durchgeführt. Zusätzlich wird eine Kreuzprobe des Patientenserums mit B- und T-Lymphozyten des Spenders angesetzt.
Literatur
Ciurea et al. 2015, Biol Blood Marrow Transplant 21:1392 / Raiola et al. 2014, Biol Blood Marrow Transplant 20:1573 / Müller et al. 2013, Deutscher Immungenetischer Konsensus / Fürst et al. 2013, Blood 122:3220 / Fleischhauer et al. 2012, Lancet Oncol 13:366 / Lee et al. 2007, Blood 110:4576
- Erfassung und Typisierung von Registerspendern
- ZKRD-Aufträge
- Familienspendersuche (Patient u. Angehörige)
- Fremdspendersuche (Patient u. Registerspender)
- Confirmatory Typing vor Transplantation
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: ICD-10 C- bzw. D-Diagnose-Code
- Auftrag: HLA-A/B/C/DR/DQ/DP Typisierung für Stammzelltransplantation; HLA-Antikörperscreening; HLA-Kreuzprobe
HLA-Typisierung: 1 ml EDTA-Blut oder 2 Schleimhautabstriche
HLA-Antikörperscreening: 9 ml Vollblut-Serum
HLA-Kreuzprobe: 9 ml Vollblut-Serum des Patienten / 9 ml CPDA1-Blut des Spenders. Spenderblut darf beim Eingang in das Labor nicht >48 Stunden alt sein.
5-10 Tage
Für den HLA-Antikörpernachweis wird die Microbead Luminex-Technologie verwendet und die Patienten-Spender-Kreuzprobe wird durchflusszytometrisch durchgeführt.