Myelodysplastische/Myeloproliferative Neoplasie mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (MDS/MPN-RS-T)

Synonyme: Refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (RARS-T)
Material
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Methode
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benötigte Unterlagen
Kurzbeschreibung

Die myelodysplastische/myeloproliferative Neoplasie mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (MDS/MPN-RS-T) ist eine eigenständige Entität, charakterisiert durch Merkmale eines MDS mit Ringsideroblasten sowie einer ausgeprägten Thrombozytose. Sie ist definiert durch persistierende Thrombozytenwerte über 450×10^9/L, weniger als 1% Blasten im peripheren Blut, weniger als 5% Blasten im Knochenmark und über 15% Ringsideroblasten in erythroiden Vorläufern. Genetisch ist MDS/MPN-RS-T meist mit Varianten im SF3B1-Gen assoziiert, die für Ringsideroblasten verantwortlich sind, sowie häufig mit JAK2 Val617Phe-Varianten, die den myeloproliferativen Phänotyp bedingen. Prognostische Faktoren für das Gesamtüberleben umfassen Anämie, veränderten Karyotyp sowie Varianten in SETBP1 oder ASXL1.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die ehemals provisorische Entität refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (RARS-T) findet sich in der WHO 2016 jetzt als eigenständige Entität MDS/MPN mit Ringsideroblasten und Thrombozytose (MDS/MPN-RS-T). Patienten mit MDS/MPN-RS-T haben neben den klinischen und morphologischen Eigenschaften eines MDS mit Ringsideroblasten (MDS-RS) eine deutliche Thrombozytose, die mit einer erhöhten Anzahl abnormaler Megakaryozyten im Knochenmark assoziiert ist, wie sie bei BCR-ABL1 negativen MPN, wie ET oder PMF, gefunden wird. Aufgrund dieser Eigenschaften wird die Erkrankung zu den MDS/MPN-Mischformen gezählt und ist definiert durch eine persistierende Thrombozytose mit Thrombozytenwerten >450×109/L, <1% Blasten im peripheren Blut und <5% Blasten im Knochenmark,  Ringsideroblasten in >15% der erythroiden Vorläufer sowie einer Anämie mit einer dysplastischen ineffektiven Erythropoese. Fälle mit einem BCR-ABL1-Fusionsgen, PDGFRA-, PDGFRB-, FGFR1– oder PCM-JAK2-Rearrangement, t(3;3)(q21;q26), inv(3)(q21q26) oder Deletion del(5q) sind von der Kategorie MDS/MPN-RS-T ausgeschlossen und sollten ggf. vorab mittels Chromosomen- oder FISH-Analyse abgeklärt werden. Zytogenetische Veränderungen finden sich in ca. 10% der Patienten mit MDS/MPN-RS-T.

MDS/MPN-RS-T sind stark mit Varianten in SF3B1assoziiert, die in etwa 60-90% der Patienten detektiert werden und verantwortlich für die myelodysplastischen Eigenschaften wie Ringsideroblasten sind. Eine Variante in SF3B1 wird in >60% der Fälle zusammen mit einer JAK2 Val617Phe-Variante und in <3% der Fälle mit einer Variante in MPL oder CALR detektiert, welche verantwortlich für den myeloproliferativen Phänotyp wie die Thrombozytose sind.

Weitere Varianten finden sich vorranging in TET2 (25%), ASXL1 (20%), DNMT3A (15%) und SETBP1 (10%), wobei Patienten ohne Varianten in SF3B1 meist eine JAK2 Val617Phe-Variante zusammen mit einer ASXL1-Variante zeigen. Prognostisch sind eine Anämie, ein veränderter Karyotyp, eine Variante in SETBP1 oder ASXL1 unabhängig voneinander als ungünstig bzgl. des Gesamtüberlebens zu werten. Varianten in SF3B1 wirken sich nachteilig auf das Thrombose-freie-Überleben aus.

Literatur

letzte Aktualisierung: 23.4.2024