Mikrodeletion 22q13.3

Synonyme: Phelan-McDermid-Syndrom
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Kurzbeschreibung

Die Mikrodeletion 22q13.3, auch als Phelan-McDermid-Syndrom bekannt, betrifft das terminale Ende des langen Arms von Chromosom 22 und kann schwerwiegende Hypotonie bei Neugeborenen sowie Entwicklungsverzögerungen, insbesondere in der Sprache, verursachen. Äußere Merkmale sind variabel und können bei etwa einem Drittel der Fälle auch Krampfanfälle umfassen. Die neurologischen Symptome werden größtenteils der Haploinsuffizienz des SHANK3/ProSAP2-Gens zugeschrieben, das eine Rolle in synaptischen Strukturen spielt und mit autistischen Störungen in Verbindung steht.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Mikrodeletion 22q13.3 betrifft das terminale Langarmende des Chromosoms 22, also nicht die durch das DiGeorge-Syndrom bekannte Region 22q11.2. Einige Patienten haben lichtmikroskopisch erkennbare Deletionen, andere kleinste Deletionen, die mittels FISH-Analyse oder CMA (chromosomaler Microarray) entdeckt werden können. Bei etwa einem Drittel ist die Deletion Folge einer chromosomalen Translokation.

Als Leitsymptom der Deletion 22q13.3 gilt eine ausgeprägte Muskelhypotonie, die meist bereits beim Neugeborenen vorliegt, weshalb diese Mikrodeletion in die Differentialdiagnose einer schweren Hypotonie im Neugeborenenalter einbezogen werden kann. Zusätzlich zeigt sich später eine Entwicklungsverzögerung, die v.a. die Sprache betrifft bis zum Fehlen der expressiven Sprache. Charakteristisch sind normale bis große Körpermaße. Bei einigen Patienten wurden autistische Verhaltensweisen beschrieben. Äußere Merkmale sind diskret und uncharakteristisch und variieren offenbar in Abhängigkeit von der Deletionsgröße: Dolichozephalie, Ohrmuscheldysplasien, Epicanthus, Ptosis, periorbitale Weichteilfülle, verstrichenes Philtrum, volle Lippen, betontes Kinn, Syndaktylie der Zehen II-III, dysplastische Zehennägel. Bei knapp einem Drittel treten Krampfanfälle auf.

Die kleinste überlappende Deletionsregion enthält das SHANK3/ProSAP2-Gen, dessen Haploinsuffizienz die meisten neurologischen Symptome des Phelan-McDermid-Syndroms verursachen soll, da das Genprodukt als Gerüstprotein in postsynaptischen Strukturen exzitatorischer Synapsen wirkt und an Neuroligine bindet, die auch in Zusammenhang mit autistischen Störungen stehen.

Literatur

letzte Aktualisierung: 23.4.2024