Mikrodeletion 22q11.2

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Kurzbeschreibung

Die Mikrodeletion 22q11.2 ist mit einer Inzidenz von mindestens 1:4.000 die häufigste Mikrodeletion und zeigt eine breite klinische Variabilität. Sie kann schwere Formen wie das DiGeorge-Syndrom mit Herzfehlern, Immundefizienz und Entwicklungsverzögerung umfassen, aber auch leichtere Symptome wie Minderwuchs und heisere Stimme aufweisen. Die genetische Ursache für die Variabilität ist unklar. Bei 5-10% der Fälle ist die Mikrodeletion bereits bei einem Elternteil vorhanden, was ein 50%iges Wiederholungsrisiko für weitere Kinder bedeutet.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Mikrodeletion 22q11.2 ist die häufigste Mikrodeletion mit einer Inzidenz von mindestens 1:4.000 und mit der größten Variabilität der klinischen Symptomatik. Die schwere Ausprägung wird durch das Vollbild des DiGeorge-Syndroms (s. dort) definiert, mit komplexem Herzfehler, Thymusaplasie und daraus resultierendem ImmundefektHypoparathyreoidismus durch Aplasie der Nebenschilddrüsen, Entwicklungsverzögerung und Minderwuchs; die leichte Ausprägung zeigt sich z.B. mit lediglich diskreten Dysmorphiezeichen, evtl. einem Minderwuchs und einer heiseren Stimme. Es gibt Überlappungen zwischen den einzelnen Syndromen; auch innerhalb einer Familie kann der Ausprägungsgrad stark variieren. Die Ursache für diese starke Variabilität auch bei gleicher Deletion ist noch nicht geklärt.

Die Mikrodeletion 22q11.2 bewirkt einen Entwicklungsfelddefekt der 3. und 4. Schlundtasche sowie des 4. Kiemenbogens und der daraus abgeleiteten Strukturen wie herznahe Gefäße, Thymus, Nebenschilddrüsen. 75% der Patienten haben Herzfehler, v.a. Aortenbogenanomalien und konotrunkale Herzfehler. Bis zu 70% aller Patienten haben zumindest vorübergehend eine Hypokalzämie. An äußeren Merkmalen finden sich ein etwas weiter Augenabstand mit einer flachen Nasenwurzel, hypoplastische Nasenflügel, ein schmaler Mund mit einer die Unterlippe überragenden bogenförmigen Oberlippe, eine Retrognathie. Im Erwachsenenalter sollen bis zu 20% psychiatrische Auffälligkeiten haben. Bei den seltenen kindlichen Psychosen gehört die Mikrodeletion 22q11.2 zur Differentialdiagnose. Bei 5-10% liegt die Mikrodeletion bereits bei einem Elternteil vor, was dann ein Wiederholungsrisiko von 50% für weitere Kinder bedeutet. Daher sollten die Eltern eines betroffenen Kindes, v.a. wenn weiterer Kinderwunsch besteht, ebenfalls untersucht werden.

Literatur

letzte Aktualisierung: 1.11.2023