Psychopharmaka-Therapie

Dipl.-Biol. Birgit Busse

Wissenschaftlicher Hintergrund

Eine Therapie mit Psychopharmaka wird häufig durch das Auftreten von Nebenwirkungen oder Therapieresistenzen erschwert. Neben Arzneimittelinteraktionen spielt dabei die genetische Disposition eine wichtige Rolle. Genetische Varianten der am Arzneimittel-Metabolismus beteiligten Enzyme können hierbei für unerwünschte Arzneimittelwirkungen verantwortlich sein.

Von besonderer Bedeutung sind die Enzyme CYP2D6 und CYP2C19, da sie am Metabolismus vieler häufig verordneter Psychopharmaka beteiligt sind (u.a. Amitriptylin, Fluoxetin, Venlafaxin, Escitalopram, Risperidon). Nebenwirkungen können unter anderem durch die Varianten CYP2D6*4 und *5 bzw. CYP2C19*2 (sog. langsamer Metabolisierertyp) hervorgerufen werden. Die CYP2D6*XN-Variante und das CYP2C19*17-Allel sind hingegen mit einer erhöhten Enzymaktivität und einem beschleunigten Substratabbau (Therapieresistenz) assoziiert. Eine pharmakogenetische Untersuchung kann daher dazu beitragen, a) Individuen zu identifizieren, die aufgrund ihrer genetischen Disposition a priori ein erhöhtes Risiko für UAW tragen, b) die individuelle Arzneimittelwirksamkeit und -verträglichkeit besser einzuordnen und c) ggf. eine Dosisanpassung vorzunehmen.

Die Enzyme CYP1A2 und CYP3A4 sind ebenfalls häufig am Abbau von Psychopharmaka beteiligt. Interindividuelle Unterschiede in der Stoffwechselkapazität sind hier jedoch vorwiegend auf Enzyminduktion bzw. -inhibition durch Komedikation oder Nahrungsmittel zurückzuführen. Da die klinische Relevanz von Varianten im CYP1A2- und CYP3A4-Gen nach wie vor nur bedingt geklärt ist, führen wir diese Untersuchungen nur nach Rücksprache durch.

Literatur

Swen et al. 2011, Clin Pharmacol Ther 89:662 / Rudberg et al. 2008, Clin Phar Ther 83:322 / Kirchheiner et al. 2005, Drug Disc 4:639 / Steimer et al. 2005, Clin Chem 51:376 / Kirchheiner et al. 2004, Mol Psychiatr 9:442


Anforderung Arzneimittelunverträglichkeit:

  • Indikation: V.a. genetisch bedingte  Arzneimittelunverträglichkeit von Psychopharmaka (langsamer Metabolisierertyp)
  • Auftrag: CYP2D6-Genotypisierung und/oder Nachweis des CYP2C19*2 und *3-Allels

Eine erweiterte Diagnostik ist nach Rücksprache möglich.

Anforderung Therapieresistenz:

  • Indikation: V.a. genetisch bedingte Therapieresistenz von Psychopharmaka (Ultraschneller Metabolisierertyp)
  • Auftrag: Nachweis des CYP2D6*XN-Allels und/oder CYP2C19*17-Allels

1 ml EDTA-Blut oder Wangenschleimhautabstrich

  ca. 1-2 Wochen

IGeL: keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung

Kosteninformationen auf Anfrage

Sequenzanalyse (Exon 1-6, CYP2D6-Gen, CYP2C19*17-Allel)
Long-Range-PCR (CYP2D6*XN)
Hybridisierung mit sequenzspezifischen Sonden (CYP2C19*2/*3-Allel)