Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom
Dipl.-Biol. Christine Nitsch, Dr. rer. nat. Christoph Marschall
Wissenschaftlicher Hintergrund
Das Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom (Morbus Meulengracht) führt zu einer milden, chronisch stabilen oder intermittierenden, unkonjugierten Hyperbilirubinämie ohne eine strukturelle Lebererkrankung oder Hämolyse. Es ist die häufigste Erkrankung des hepatischen Bilirubin-Stoffwechsels und eine der häufigsten Ursachen für einen Ikterus neonatorum. Die Bilirubinkonzentration im Serum liegt bei etwa 1-6 mg/dl.
Das Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom beruht auf einer angeborenen, autosomal-rezessiv vererbten Einschränkung der Synthese der Bilirubin-UDP-Glukuronyltransferase auf rund 30% Restaktivität. Ursache der Synthesestörung ist in den meisten Fällen eine Dinukleotidexpansion im Bereich der TATA-Box desUGT1A1-Gens (UGT1A1*28-Allel, rs3064744), wodurch die Transkriptionsrate des Gens herabgesetzt ist. Die Häufigkeit homozygoter Träger dieser Promotorexpansion in der Gesamtbevölkerung liegt bei etwa 10-19%, die Zahl der klinisch manifesten Fälle wird auf 2-12% geschätzt. Der Phänotyp wird durch Umweltfaktoren und Ernährung (Fett-, Alkohol- und Nikotingenuss) modifiziert. Zusätzlich müssen Träger der UGT1A1-Promotorexpansion unter Chemotherapie mit Irinotecan mit Unverträglichkeitssymptomen rechnen.
Literatur
Memon et al. 2016, Pediatr Res. 79:378 / Strassburg 2010, Best Pract Res Clin Gastroenterol 24:555 / Perera et al. 2008, Pharmacotherapy 28: 755 / Teng et al. 2007, Clin Genet 72:321 / Servedio et al. 2005, Hum Mutat 25:325
Untersuchungsauftrag A1
Humangenetik / Transfusionsmedizin / Pathologie
(8 Seiten, DIN A4)
V.a. Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom bei DD Hyperbilirubinämie, Ikterus neonatorum
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom
(ICD10-Code: [E80.4]) - Auftrag: UGT1A1-TA-Promotor-Expansion
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
1 Woche