Mittelketten-Acyl-CoA-Dehydrogenase (MCAD)-Defizienz
Dr. rer. biol. hum. Katrin Goldmann, Dr. rer. nat. Christoph Marschall
Wissenschaftlicher Hintergrund
Bei MCAD-Defizienz handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Störung der ß-Oxidation der Fettsäuren. Eine Studie von über 930.000 Neugeborenen in den USA hat eine Inzidenz von 1:15.000 ergeben. Frühere Schätzungen für die kaukasische Bevölkerung liegen in derselben Größenordnung. Wahrscheinlich handelt es sich um die häufigste Störung des Fettsäurestoffwechsels überhaupt. Die Erkrankung ist durch die Intoleranz gegenüber Fastenperioden gekennzeichnet. Homozygote Anlageträger erkranken oft im Säuglingsalter nach Fastenperioden infolge von Virusinfekten. Sie leiden typischerweise an wiederholtem Erbrechen, einer hypoketotischen Hypoglykämie und sind lethargisch bis komatös. In seltenen Fällen kann die Erkrankung auch zum plötzlichen Kindstod führen. Die biochemische Diagnose kann über die Bestimmung von Acetylcarnithin im Blut erfolgen. MCAD-Defizienz wird heute in den meisten Fällen im Rahmen des Neugeborenen-Screenings durch Tandem-Massenspektrometrie erfasst.
MCAD-Defizienz wird verursacht durch pathogene Varianten im Medium-chain Acyl-CoA Dehydrogenase-Gen (ACADM). Die häufigste ursächliche Variante, die zur Aminosäuresubstitution Lys329Glu führt, ist in ca. 90% der Allele von Patienten mit MCAD-Defizienz nachweisbar. Bei den meisten Patienten liegt diese Variante homozygot, bei ca. 1/5 der Patienten in kombiniert heterozygoter Form mit einer weiteren Variante vor. Therapeutisch sollten Fastenperioden durch regelmäßige Mahlzeiten strikt vermieden werden.
Literatur
Matern et al. 2015, GeneReviews® [Internet] / Maier et al. 2009, Hum Mol Genet 18:1612 / Wilcken et al. 2007, Lancet 369:37 / Rhead 2006, J Inherit Metab Dis 29:370 / Derks et al. 2006, Pediatr 148:665
Untersuchungsauftrag A1
Humangenetik / Transfusionsmedizin / Pathologie
(8 Seiten, DIN A4)
V.a. und DD MCAD, Säuglinge und Kleinkinder mit unklarem Erbrechen, Hypoglykämie oder lethargisch-komatösem Zustand insbesondere nach Fastenperioden
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: MCADD (ICD-10 Code: [E71.3])
- Auftrag:
Stufe I: ACADM-Variante K329E (Exon 11)
und/oder
Stufe II: Mutationssuche ACADM-Gen (restliche Exons und Deletions-/Duplikationsanalyse)
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
Stufe I: 2 Wochen
Stufe II: weitere 2 Wochen