Hypophosphatämie

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Kurzbeschreibung

Die Hypophosphatämie beschreibt eine Störung des Phosphathaushalts und ist häufig durch Varianten im PHEX-Gen bedingt, welches für eine Phosphat-regulierende Endopeptidase codiert. Die Erkrankung, X-chromosomal vererbt und mit einer Prävalenz von 1:20.000, verursacht Symptome wie Wachstumsverzögerung, Knochenanomalien und Störungen des Vitamin-D-Metabolismus. Das klinische Bild ist variabel, von isolierter Hypophosphatämie bis zu schweren Deformationen der Extremitäten. Die Behandlung kann aktive Vitamin-D-Analoga, Phosphat-Supplementierung und seit 2018 auch KRN23/Burosumab, einen Antikörper gegen FGF23, umfassen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die häufigste Form der Hypophosphatämie bzw. der hereditären hypophosphatämischen Rachitis ohne Hyperkalziurie ist bedingt durch ursächliche Varianten im PHEX-Gen, das für die Phosphat-regulierende Endopeptidase codiert. Die Erkrankung wird X-chromosomal vererbt; Frauen und Männer sind jedoch gleichermaßen betroffen. Die Penetranz liegt bei 100% und die Prävalenz bei 1:20.000. Sie ist neben der Hypophosphatämie gekennzeichnet durch Wachstumsverzögerung, Rachitis, Osteomalazie, Knochenanomalien, Knochenschmerzen, spontane Zahnabszesse, Hörminderung, Enthesopathie, Arthrose, Muskeldysfunktion, gestörte Phosphatresorption der Niere sowie Störung des Vitamin-D-Metabolismus.

Das klinische Erscheinungsbild der X-chromosomalen Hypophosphatämie (XLH) ist sehr variabel und reicht von isolierter Hypophosphatämie bis hin zu schwerer Deformation der unteren Extremitäten. Die Diagnose wird häufig in den ersten zwei Lebensjahren gestellt, wenn sich die Deformation der unteren Extremitäten mit dem Beginn des freien Gehens bemerkbar macht. Aufgrund der äußerst variablen Klinik wird die Diagnose jedoch manchmal erst im Erwachsenenalter gestellt. Es gibt Hinweise, dass die Art der genetischen Veränderung mit dem Schweregrad der Erkrankung korreliert. Patienten mit größeren Deletionen sind z.B. zumeist schwerer betroffen als Patienten mit Missense-Varianten. So lässt sich möglicherweise die große phänotypische Variabilität erklären.

Hinweise für eine durch Varianten im PHEX-Gen bedingte Hypophosphatämie bei Kindern sind typischerweise niedrige Phosphatspiegel im Serum und reduzierte tubuläre Phosphat-Resorption. Klinisch ist eine progrediente Deformation der unteren Extremitäten mit abnehmendem Längenwachstum zu beobachten sowie im Röntgen sichtbare Veränderungen der Metaphysen der unteren Extremitäten. Zudem sind Patienten mit einer XLH anfällig für spontane Zahnabszesse.

Äußerlich lassen sich ernährungsbedingte rachitische Skelettveränderungen nicht von erblichen Rachitis-Formen unterscheiden, jedoch biochemisch: bei hypophosphatämischer Rachitis ist die Serumkonzentration von Kalzium und 25-Hydroxy-Vitamin D (Calcidiol, Speicherform des Vitamin D) im Gegensatz zur ernährungsbedingten Rachitis im Normbereich. Das Di-Hydroxy-Vitamin D (Calcitriol, aktives Vitamin D) ist jedoch bei hypophosphatämischer Rachitis reduziert.

Neben Varianten im PHEX-Gen können auch andere genetische sowie erworbene Störungen zum renalen Phosphatverlust führen. Hierzu zählen Varianten in den Genen FGF23, DMP1, ENPP1, SLC34A3, SLC9A3R1, SLC34A1, CLCN5 und FAM20C sowie wie das McCune-Albright-Syndrom (GNAS-Gen), das Schimmelpenning-Feuerstein-Mims-Syndrom (Gene KRAS, HRAS und NRAS), das Fanconi-Syndrom oder die Tumor-induzierte Osteomalazie.

Zu den Behandlungsoptionen zählt die Gabe aktiver Vitamin-D-Analoga und eine Phosphat-Supplementierung, um den 1,25 (OH) 2-Vitamin-D-Mangel zu korrigieren und den renalen Phosphatverlust zu kompensieren. Zudem ist in Europa seit 2018 eine Therapie mit KRN23/Burosumab, einem rekombinanten humanen monoklonalen Antikörper gegen FGF23, zugelassen.

Hypophosphatämie
9 Gene
CLCN5
DMP1
ENPP1
FAM20C
FGF23
PHEX
SLC34A1
SLC34A3
SLC9A3R1


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Hypophosphatämie Rachitis, hypophosphatämische, autosomal-dominanteE83.3FGF23-
Hypophosphatämie83.3CLCN5-
Hypophosphatämie Dominante Hypophosphatämie mit Nephrolithiasis oder OsteoporoseE83.3SLC34A1-
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Literatur

letzte Aktualisierung: 4.11.2023