Dysbetalipoproteinämie

Synonyme: Typ III-Hyperlipidämie
Material
Untersuchungsdauer
Untersuchungsauftrag
Methode
Standort
Anforderung
Kurzbeschreibung

Die familiäre Dysbetalipoproteinämie (Typ III-Hyperlipidämie) ist ein autosomal-rezessiver Stoffwechseldefekt, der auf eine Störung des Metabolismus von Chylomikronen und VLDL-Remnants zurückgeht. Voraussetzung scheint Homozygotie für das E2-Allel von Apolipoprotein E zu sein. Zwei Polymorphismen im APOE-Gen führen zu den Aminosäureaustauschen Cys112Arg und Arg158Cys. Jedoch entwickeln nur etwa 4% der Individuen, die homozygot für APOE2 sind, eine Typ III-Hyperlipidämie. Ca. 10% der Patienten mit einer Typ III-Hyperlipidämie tragen andere ursächliche Varianten im APOE-Gen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die familiäre Dysbetalipoproteinämie (Typ III-Hyperlipidämie nach Fredrickson, autosomal-rezessiv, Häufigkeit ca. 1:2.000) geht auf eine Störung des Metabolismus von Chylomikronen und VLDL-Remnants zurück, deren Aufnahme in die Leber durch Apolipoprotein E (Apo E) vermittelt wird. Remnants sind Abbauprodukte des plasmatischen Lipoprotein-Stoffwechsels und gehören zu den atherogensten Lipidpartikeln. Die betroffenen Patienten haben daher ein sehr hohes Gefäßrisiko (arterielle Verschlusskrankheit, KHK, Schlaganfall). Häufig finden sich kutane oder tuberöse Xanthome, pathognomisch sind Handlinien-Xanthome. Biochemisch findet man eine erhöhte Serumkonzentration von beta-VLDL bei gleichzeitiger Erhöhung von Triglyceriden und Gesamtcholesterin. Die Therapie der Wahl ist die Diät. Neuere Studien haben allerdings gezeigt, dass auch der Einsatz von HMG-CoA-Reduktase-Hemmern (z.B. Statine) gute Ergebnisse bringt.

Die molekularen Mechanismen der Typ III-Hyperlipidämie sind noch nicht eindeutig geklärt. Voraussetzung scheint Homozygotie für das E2-Allel von Apolipoprotein E zu sein. Zwei Polymorphismen im APOE-Gen führen zu den Aminosäureaustauschen Cys112Arg (rs429358) und Arg158Cys (rs7412), wodurch die drei Isoformen ApoE2, ApoE3 und ApoE4 entstehen (Allelfrequenz: E2: 4% bis 13%, E3: 62% bis 86% und E4: 7% bis 29%). ApoE2 weist verminderte LDL-Rezeptorbindungseigenschaften auf, wodurch es zu einer Anreicherung von Remnants und infolge dessen zu einem Anstieg des Gesamtcholesterins sowie der Triglyceride kommt. Jedoch entwickeln nur etwa 4% der Individuen, die homozygot für APOE2 sind, eine Typ III-Hyperlipidämie (niedrige Penetranz). Hierzu sind sekundäre Faktoren wie Hypothyreose, Östrogenmangel, Adipositas, Alkoholkonsum, Diabetes mellitus Typ 2, Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Olanzapin) notwendig. Ca. 10% der Patienten mit einer Typ III-Hyperlipidämie tragen andere ursächliche Varianten im APOE-Gen. Einige dieser seltenen, ursächlichen APOE-Varianten wie z.B. p.(Arg145Cys) folgen einem dominanten Erbgang mit vollständiger Penetranz. Charakteristisch für diese dominant verebten Varianten ist z.B. eine abwesende oder verminderte Modulation der Rezeptorbindung (z.B. des LDL-Rezeptors) durch LPL-induzierte Änderung der Zusammensetzung der triglyzerid-reichen Lipoproteine. Deswegen könnte auch eine Komplettsequenzierung des APOE-Gens in Betracht gezogen werden.

Dysbetalipoproteinämie
1 Gen
APOE


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Dysbetalipoproteinämie (Typ III-Hyperlipidämie)E78.2APOE107741
Literatur

letzte Aktualisierung: 4.11.2023