Apolipoprotein C-II-Defizienz

Synonyme: Hyperlipidämie Typ Ib
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Kurzbeschreibung

Apolipoprotein C-II (Apo C-II) spielt eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel von Lipoproteinen. Der primäre Apo C-II-Mangel ist ein seltener, genetisch bedingter Stoffwechseldefekt, der durch extrem hohe Serumkonzentrationen von Triglyceriden gekennzeichnet ist. Die Erkrankung wird durch pathogene Varianten im APOC2-Gen verursacht, die zu einem funktionellen Mangel an Lipoproteinlipase führen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Durch seine zentrale Bedeutung bei der Aktivierung der Lipoproteinlipase (Lpl) spielt Apolipoprotein C-II (Apo C-II) eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel von triglyceridreichen Lipoproteinen, insbesondere von Chylomikronen. Primärer Apo C-II-Mangel ist ein seltener, autosomal-rezessiv vererbter Stoffwechseldefekt, der durch extrem erhöhte Serumkonzentrationen von Triglyceriden (bis 30.000 mg/dl) und Chylomikronen (milchig-rahmiges Serum) gekennzeichnet ist (Hyperlipidämie Typ I nach Fredrickson). Neben der hereditären Form ist auch eine erworbene, reversible Form des Apo C-II-Mangels beschrieben, die z.B. durch Chemotherapie verursacht werden kann. Die Diagnose wird meist im Zusammenhang mit rezidivierenden Pankreatitiden gestellt (DD: hereditäre Pankreatitis), eruptive Xanthome und Hepatomegalie sind häufige phänotypische Merkmale, die jedoch nur bei der angeborenen Form auftreten. Apo C-II-Defizienz ist nicht mit einem erhöhten Koronarrisiko assoziiert. Die Behandlung besteht aus fettarmer Diät, Alkoholkarenz und ggf. der Gabe von Fibraten. Fibrate induzieren über Aktivierung des Transkriptionsfaktors PPARalpha die Expression von Lpl, wodurch die Triglyceridkonzentration im Serum weiter gesenkt werden kann. Eine Fibrat-Therapie ist daher nur bei intaktem LPL-Gen sinnvoll. Da LPL-Defizienz ebenfalls mit Hyperlipidämie Typ I assoziiert ist, kann die molekulargenetische Analyse des LPL-Gens im Zusammenhang mit der Therapieplanung sinnvoll sein.

Die Erkrankung ist auf homozygote oder gemischt heterozygote pathogene Varianten im APOC2-Gen zurückzuführen, die sekundär zu einem funktionellen Lpl-Mangel führen. Das APOC2-Gen liegt auf Chromosom 19 und ist im APOE/APOC1/APOC2-Gencluster lokalisiert.

Apolipoprotein C-II-Defizienz
1 Gen
APOC2


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Apolipoprotein C-II-DefizienzE78.3APOC2608083
Literatur

letzte Aktualisierung: 18.3.2024