Congenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens (CBAVD)
Dr. rer. biol. hum. S. Chahrokh-Zadeh, Dr. rer. nat. Annett Wagner
Wissenschaftlicher Hintergrund
Congenitale bilaterale Aplasie des Vas Deferens (CBAVD) führt zu männlicher Infertilität und kann isoliert oder als Manifestation der Cystischen Fibrose (CF, Mukoviszidose) auftreten. Eine durch degenerative Veränderungen bedingte Obstruktion der Samenleiter ist für die Infertilität verantwortlich. CBAVD versteht sich als eine atypische, monosymptomatische Form der CF und wird unter CFTR-assoziierten Erkrankungen (CFTR-RD) zusammengefasst. Pathogene Veränderungen im CFTR-Gen führen dabei zu Funktionsstörungen eines Chloridkanals in der apikalen Zellmembran von Drüsenepithelzellen und letztlich zur Änderung des Salzgehaltes des Schweißes und anderer Körpersekrete.
Die Heterozygotenfrequenz für pathogene CFTR-Varianten in der kaukasischen Bevölkerung wird auf 1:25 geschätzt. Allerdings unterscheidet sich das Spektrum pathogener Varianten gegenüber dem der CF. Bei 40-50% der kaukasischen CBAVD-Patienten ist mindestens eine der drei folgenden pathogenen Veränderungen im CFTR-Gen nachweisbar: p.(Phe508del), p.(Arg117His), 5T-Allel. Typisch für die CBAVD ist eine Kombination aus einer „schwerwiegenden“ (z. B. p.(Phe508del)) und einer „milden“ CFTR-Variante (z. B. p.(Arg117His)) oder zwei „milden“ CFTR-Varianten. Ist nur eine pathogene Veränderung nachweisbar, so muss dennoch von einer zweiten Veränderung ausgegangen werden, die mit heutigen Untersuchungsmethoden nicht nachweisbar ist. Es wird empfohlen, vor einer geplanten künstlichen Befruchtung (ICSI) auch die Partnerin eines CFTR-Anlageträgers auf pathogene Veränderungen im CFTR-Gen zu untersuchen. Bei Nachweis einer pathogenen CFTR-Variante bei beiden Partnern besteht ein 25%-iges Risiko für das Auftreten einer CF bei den gemeinsamen Nachkommen, weshalb eine genetische Beratung zu empfehlen ist.
Literatur
de Souza et al. 2018, Andrology 6: 127-135 / Yu et al. 2012, Hum Reprod 27: 25-35 / Gallati et al. 2009, Reprod Biomed Online 19: 5 / Claustres 2005, Reprod Biomed Online 10: 14 / Groman et al. 2004, Am J Hum Genet 74: 176-9
Untersuchungsauftrag B4
Fertilität/Sterilität
(2 Seiten, DIN A4)
Männliche Infertilität unklarer Genese, Infertilität aufgrund obstruktiver Azoo- oder Oligozoospermie
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: CBAVD (ICD-10 Code: [E84.9])
- Auftrag:
Stufe I: CFTR-Varianten: p.(Phe508del), p.(Arg117His), 5T-Allel
Stufe II: molekulargenetische Diagnostik CFTR
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
Stufe I: 2 Wochen
Stufe II: 2-3 Wochen