Pankreatitis, chronisch

Dr. rer. biol. hum. Soheyla Chahrokh-Zadeh, M. Sc. Anna Munzig

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Pankreatitis wird generell in akute und chronische Formen eingeteilt. Chronische Pankreatitis beschreibt ein komplexes, hochvariables und kontinuierliches Entzündungssyndrom, definiert durch anfänglich repetitive Episoden akuter Pankreatitis, die sich im weiteren Verlauf zu einer chronischen Pankreatitis entwickeln können. Eine progrediente Fibrose des Pankreasparenchyms, Parenchymverkalkungen und Pankreasgangkonkremente führen letztendlich zur irreversiblen Zerstörung des Organs aufgrund des Versagens exokriner und endokriner Funktionen. Das Risiko für die Entstehung eines ductalen Adenokarzinoms der Bauchspeicheldrüse ist stark erhöht.

Klinische Anzeichen sind u.a. wiederholte Attacken abdominaler Schmerzen mit erhöhten Serumwerten der Pankreasenzyme, typische Pankreasschmerzen, Steatorrhoe und Diabetes mellitus. Die Inzidenz der chronischen Pankreatitis wird in industrialisierten Ländern auf 3,5 bis 10:100.000 geschätzt, wobei die Hauptursache chronischem Alkoholabusus zugeschrieben wird. Als weitere Risikofaktoren sind u.a. genetische Veränderungen, Hypertriglyzeridämie, Autoimmunität und Hyperkalzämie zu nennen. Bei dem Versuch, die Erkrankung in verschiedene klinische Entitäten einzuordnen, werden in der Literatur u.a. Begriffe wie hereditäre, idiopathische, familiäre und sporadische Pankreatitis verwendet. Eine einheitliche, allgemeingültige Definition gibt es bisher nicht, insbesondere wird der Terminus ‚hereditäre Pankreatitis‘ in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet.

Nach heutigem Kenntnisstand sind Veränderungen in den folgenden Genen unterschiedlich stark an der Entstehung und Penetranz einer chronischen Pankreatitis ursächlich oder prädisponierend beteiligt.

  • PRSS1 (kationisches Trypsinogen)
  • SPINK1 (Serinproteaseinhibitor Kazal Typ I)
  • CFTR (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator)
  • CTRC (Chymotrypsin C)

Neueren Studien zufolge konnten bei dieser Patientengruppe auch Varianten in den Genen CPA1 und CASR gefunden werden. Diverse Erbgänge, auch ein sogenannter digenischer Vererbungsmodus werden beobachtet, d.h. pathogene Varianten in zwei der o.g. Gene liegen gemeinsam vor. Bei ca. 50% der der Patienten mit chronischer Pankreatitis können pathogene Varianten in den o.g. Genen nachgewiesen werden.

Literatur

Mayerle et al. 2019, Gasteroenterology; 156(7):1951 / Hasan et al. 2018, Gastrointest Endosc Clin N Am.; 28(4):587 / Witt 2010, Dig Dis 28:702-708 / Chen et al. 2009, Annu Rev Genomics Hum Genet 10:3.1 / Keim 2008, World J Gastroenterol 14:1011 / Teich et al. 2006, Hum Mutat 27:721 / Audrezet et al. 2002, Europ J Hum Genet 10:100 / Le Marechal et al. 2001, BMC Genetics 2:19 / Witt et al. 2000, Nat Genet 25:213

Chronische Pankreatitis vor dem 30. Lebensjahr, Pankreaskarzinom vor dem 45. Lebensjahr, familiär gehäuft auftretende Pankreatitiden. Unklare, rezidivierende und akute Abdominalbeschwerden in Kombination mit erhöhter Amylase- und Lipase-Konzentration im Serum (DD: fam. Chylomikronämie)

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Pankreatitis
    (ICD-10 Code: [K86.9])
  • Auftrag: molekulargenetische Diagnostik Pankreatitis

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDTA-Blut