Hypokaliämische Periodische Paralyse (HypoPP)

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Kurzbeschreibung

Die hypokaliämische periodische Paralyse (HypoPP) ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Erkrankung, charakterisiert durch reversible episodische Muskelschwäche, oft begleitet von einem Abfall des Serum-Kaliumspiegels unter 3mmol/L. Auslöser der Lähmungsanfälle sind häufig kohlenhydratreiche Mahlzeiten, Stress oder körperliche Anstrengung, mit einem Symptombeginn meist vor dem 20. Lebensjahr. Bei etwa 60% der HypoPP-Patienten werden pathogene Varianten im CACNA1S-Gen gefunden, das für die alpha-1-Untereinheit des Calcium-Kanals CaV1.1 codiert, während in rund 10% der Fälle pathogene Varianten im SCN4A-Gen identifiziert werden.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die autosomal-dominant vererbten primären periodischen Paralysen sind charakterisiert durch reversible episodische Muskelschwäche und intermittierende Myotonie. Anfallsartige Lähmungen bilden sich innerhalb von wenigen Stunden bis einigen Tagen zurück, wobei die Atemmuskulatur weniger betroffen und das Bewusstsein und die Sprache immer ungestört sind. Verantwortlich sind Fehlfunktionen in muskulären Ionenkanälen (Natrium-, Calcium-, Kalium-Kanäle), die die Aktivität der Myozyten steuern. Die Muskelschwäche kann mit Veränderungen des Serum-Kaliumspiegels einhergehen und in eine hyper- bzw. hypokaliämische periodische Paralyse differenziert werden. Eine klinische Unterscheidung anhand des Serum-Kalium, welches während des Auftretens der Symptome bestimmt werden muss, ist jedoch nicht immer möglich.

Die häufigste Form ist die hypokaliämische periodische Paralyse (Prävalenz: 1:100.000). Die eine Stunde bis Tage andauernde Lähmung aller Extremitäten wird von einem Abfall des Serum-Kaliumspiegels unter 3mmol/L (Referenzwert: 3,5-5mmol/L) begleitet. Die Ausprägung der Lähmung kann – von einer leichten Schwäche bis zu einer kompletten Lähmung der Extremitäten – sehr variabel sein. Die ersten Symptome treten meist vor dem 20. Lebensjahr auf, wobei die Anfallshäufigkeit zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr ein Maximum erreicht. Auslöser für die Anfälle sind unter anderem kohlenhydratreiche Mahlzeiten, Stress, Alkoholkonsum oder körperliche Anstrengung. In sehr schweren Fällen kann sich im späteren Verlauf der Erkrankung eine anhaltende Schwäche der Gliedergürtelmuskulatur entwickeln.

Bei ca. 60% der Patienten mit HypoPP können pathogene Varianten im CACNA1S-Gen nachgewiesen werden. Dieses Gen codiert für  die alpha-1-Untereinheit des muskulären spannungsgesteuerten Calcium-Kanals CaV1.1, der überwiegend im Skelettmuskel und der Retina exprimiert wird. Mutationen in diesem Gen sind ebenfalls mit einer Prädisposition für maligne Hyperthermie assoziiert. In ca. 10% der HypoPP- Fälle findet man pathogene Varianten im SCN4A-Gen.

Hypokaliämische Periodische Paralyse (HypoPP)
3 Gene
CACNA1S
KCNJ2
SCN4A


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Hypokaliämische periodische Paralyse Typ 2 (HOKPP2)G72.-SCN4A603967
Hypokaliämische periodische Paralyse Typ 1 (HOKPP1)G72.-CACNA1S114208
Andersen-Tawil-SyndromG72.-KCNJ2600681
Literatur

letzte Aktualisierung: 31.3.2024