Short-QT-Syndrom (SQTS)
M. Sc. Alexander Moscu-Gregor, Dr. rer. nat. Christoph Marschall
Wissenschaftlicher Hintergrund
Das Short-QT-Syndrom (SQTS) ist durch eine verkürzte ventrikuläre Repolarisation charakterisiert. Im Langzeit-EKG lassen sich eine verkürzte frequenz-korrigierte QT-Zeit (QTc) von <340-350 ms und hohe bzw. spitze T-Wellen nachweisen, wodurch das Risiko für Synkopen, Kammertachykardien und plötzlichen Herztod stark erhöht ist. Zwar können Herzstillstände bei SQTS-Patienten in jedem Alter stattfinden, am häufigsten treten kardiale Ereignisse jedoch in den ersten Lebensjahren und im hohen Alter auf. Die kumulative Wahrscheinlichkeit, einen Herzstillstand in der fünften Lebensdekade zu erleiden, beträgt etwa 40%, was die Wichtigkeit der Früherkennung unterstreicht. Die Prävalenz des SQTS beträgt in der kaukasischen Bevölkerung etwa 1:10.000.
Beim autosomal-dominant vererbten SQTS können in ca. 70% der molekulargenetisch positiven Fälle pathogene Varianten in kardialen Kaliumkanal-Genen (KCNQ1, KCNH2 und KCNJ2) und im SLC4A3-Gen nachgewiesen werden. Dadurch kann der normale Herzrhythmus nicht mehr aufrechterhalten werden. In seltenen Fällen wurden potenziell pathogene Varianten in anderen Genen (CACNA1C, CACNB2,CACNA2D1, GJA5, SCN5A und SLC22A5) beschrieben, deren Krankheitsrelevanz für ein SQTS mittlerweile als umstritten gilt. Die diagnostische Sensitivität des molekulargenetischen Screenings liegt beim SQTS derzeit bei ca. 15-25%, weshalb die genetische Untersuchung erst nach positiver Familienanamnese empfohlen wird. Die molekulare Klassifikation und Nomenklatur (SQTS Typ 1-3) orientiert sich hierbei an den betroffenen Genen:
- KCNH2 (SQTS Typ 1; 45% der Mutationen) codiert einen spannungsabhängigen kardialen Kalium-Kanal. Es besteht ein hohes Risiko für kardiale Ereignisse.
- KCNQ1 (SQTS Typ 2; 17% der Mutationen) codiert einen weiteren K+-Kanal. Es besteht ein hohes Risiko für kardiale Ereignisse.
- KCNJ2 (SQTS Typ 3; 6% der Mutationen, eigene Daten) codiert einen weiteren K+-Kanal. Es besteht ein Risiko für kardiale Ereignisse.
Die Identifikation von Anlageträgern ursächlicher Mutationen ermöglicht eine rechtzeitige, ggfs. präsymptomatische Therapie. In bisherigen Studien wird die Behandlung mit Antiarrhythmika der Klasse Ia und die Implantation eines ICDs empfohlen. Des Weiteren können Arzneistoffe verschiedenster Klassen eine Verkürzung der QT-Zeit hervorrufen. Alle Anlageträger sollten Instruktionen zur Anpassung ihres Lebensstils erhalten.
Literatur
Mazzanti et al. 2017, J Cardiovasc Electrophysiol 28:1226 / Khera et al. 2016, Cardiol Rev 24 / Malik et al. 2016, Drug Saf 39:647 / Mazzanti et al. 2014, Cardiovasc Ther 12:499 / Maltret et al. 2014, Int J Cardiol 171:291 / Templin et al. 2011, European Heart Journal 32:1077 / Moreno-Reviriego et Merino 2010, E-Journal of the ESC Council for Cardiology Practice Vol. 9 N°2 / Hedley et al. 2009, Hum Mutat 30:1486 / Barry et al. 2006, Circulation 113:1807
Spezial-Untersuchungsauftrag
Arrhythmogene Erkrankungen
(2 Seiten, DIN A4)
V.a. Short-QT-Syndrom
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: Short-QT-Syndrom
(ICD-10 Code: [I49.8]) - Auftrag empfohlene Diagnostik: Sequenzierung sowie Deletions- und Duplikationsanalyse der Gene KCNH2, KCNJ2 und KCNQ1
oder - Zusätzlich anforderbare Gene*: Sequenzierung sowie Deletions- und Duplikationsanalyse der Gene CACNA1C, CACNA2D1 und CACNB2
*Diese Gene weisen für das SQTS derzeit eine limitierte oder umstrittene Krankheitsrelevanz auf (gemäß Clinical Genome Resource). Mit der Untersuchung dieser Gene steigt die Wahrscheinlichkeit eine Variante unklarer Signifikanz zu detektieren.
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
3-6 Wochen