Sichelzellanämie (SA)

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Kurzbeschreibung

Die Sichelzellanämie ist eine weit verbreitete Hämoglobinopathie, die durch eine pathogene Variante im β-Globin-Gen (HBB) verursacht wird. Sie führt dazu, dass Erythrozyten eine sichelartige Form annehmen und gegen Malaria-Plasmodien resistent sind. Dies erklärt die hohe Häufigkeit der Erkrankung in Malaria-Endemiegebieten. Die Krankheit folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang und tritt nur bei Homozygotie für das HbS oder bei Compound-Heterozygotie auf.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Sichelzellanämie ist  neben der α-Thalassämie die häufigste Hämoglobinopathie in West- und Ost-Afrika, Saudi-Arabien, Iran, Zentralindien und Nordmalaysia. Wie auch bei den Thalassämien stimmt die geographische Ausbreitung der Erkrankung mit den Endemiegebieten der Malaria weitgehend überein. Das vorherrschende HbS (Hämoglobin S) bildet nach Sauerstoffabgabe, unter Sauerstoffmangel oder bei Azidose Aggregate, wodurch die Erythrozyten an Plastizität verlieren und eine sichelartige Form annehmen. HbS-Erythrozyten sind weitgehend resistent gegen Malaria-Plasmodien, wodurch sich ein Selektionsvorteil und die Häufigkeit der heterozygoten Anlageträger in den betroffenen Ländern erklärt.

Abb.: Die Prävalenz von Hämoglobinopathien korreliert mit der Verbreitung von Malaria in den tropischen Breiten Afrikas, Asiens und Südamerikas (farblich markierte Bereiche). Der Grund liegt in der weitgehenden Resistenz der atypischen Erythrozyten gegenüber dem Malariaerreger, wodurch sich ein gewisser Selektionsvorteil ergibt. (Kartenmaterial von The Malaria Atlas Project, https://malariaatlas.org, Creative Commons Attribution 3.0 Unported License)

Sichelzellen können in den kleineren Blutgefäßen verklumpen und so zu Infarzierungen verschiedener Organe mit z.T. heftigen Schmerzattacken führen. Häufig sind Milzinfarkte, die über einen längeren Verlauf zur Fibrosierung und Schrumpfung führen. Durch den Funktionsverlust der Milz sind die Patienten erheblich infektionsgefährdet. Außerdem werden die veränderten Zellen vermehrt in Leber und Milz abgefangen und abgebaut, was zu einer chronisch-hämolytischen Anämie führt.

Die ersten Symptome treten bereits im Alter von wenigen Monaten auf, wenn an die Stelle des HbF zunehmend das HbA0 treten sollte, das bei Betroffenen durch HbS ersetzt wird. Eine Persistenz des HbF bzw. ein hoher bleibender HbF-Gehalt (über 10%) hat eine protektive Wirkung, was durch Medikamente, die den HbF-Gehalt des Blutes steigern, auch therapeutisch genutzt wird. Außerdem werden Transfusionen verabreicht. Eine kausale Therapie ist bisher nur durch eine Knochenmarktransplantation möglich. Die Sichelzellanämie folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang, weswegen die Symptome nur bei Homozygotie für das HbS (homozygote Sichelzellkrankheit, HbSS) oder bei Compound-Heterozygotie von HbS mit β-Thalassämie bzw. anderen Varianten des β-Globins auftreten. Die molekulargenetische Ursache der Sichelzellanämie liegt in einer pathogenen Variante im β-Globin-Gen (HBB), durch die die Aminosäure Glutaminsäure an Position 6 des Proteins durch Valin ersetzt wird.

Die hämatologische Untersuchung zum Nachweis einer Sichelzellanämie ist Teil des Neugeborenen Screenings. Die molekulargenetische Analyse kann die Diagnose beim Kind sichern und eröffnet zudem die Möglichkeit die Analgeträgerschaft der Eltern zur Bestimmung eines (Wiederholungs)Risiko für weitere gemeinsame Nachkkommen zu bestimmten.

Sichelzellanämie (SA)
1 Gen
HBB


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
SichelzellanämieD57.3HBB141900
Literatur

letzte Aktualisierung: 5.11.2023