Mikroduplikation 22q11.2

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Kurzbeschreibung

Die Mikroduplikation 22q11.2 tritt mit einer geschätzten Häufigkeit von etwa 1:8.000 auf und zeigt einen sehr variablen oder milden Phänotyp, der oft keine diagnostischen Maßnahmen nach sich zieht. Die klinischen Symptome sind intrafamiliär unterschiedlich und reichen von kardialen und urogenitalen Fehlbildungen über leichte Lernschwierigkeiten bis hin zu Autismus; einige Träger sind sogar asymptomatisch. Die Duplikation umfasst meist 1,5 bis 3 Mb und beinhaltet das TBX1-Gen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Während die Mikrodeletion 22q11.2 mit einer Häufigkeit von bis zu 1:4.000 vorkommt, werden Mikroduplikationen des gleichen Bereichs nur etwa halb so oft beobachtet, obwohl sie aufgrund des Entstehungsmechanismus (NAHR: nichtallelische homologe Rekombination im Bereich sog. Low copy repeats) ebenso häufig zu erwarten wären. Das mag zum Teil am sehr variablen oder milden Phänotyp liegen, der nur in wenigen Fällen Anlass zur Diagnostik gibt. Außerdem ist bei der üblichen FISH-Analyse an Metaphasen eine Duplikation (zwei eng zusammenliegende Signale) schlechter zu finden als eine Deletion (fehlendes Signal). Für die Duplikationsdiagnostik ist die FISH-Analyse an Interphase-Zellkernen besser geeignet. Alternativ kommen MLPA und CMA (chromosomaler Microarray) infrage. Die meisten Patienten haben eine ca. 1,5 bis 3 Mb große Duplikation, die häufig bereits bei einem – oft klinisch unauffälligen –  Elternteil vorliegt.

Die klinische Symptomatik ist auch intrafamiliär sehr variabel, z.T. überlappend mit der Mikrodeletion 22q11.2, und reicht von kardialen und urogenitalen Fehlbildungen, velopharyngealer Insuffizienz, leichten Lernschwierigkeiten, Autismusspektrumstörungen bis hin zu asymptomatischen Duplikationsträgern. An äußeren Merkmalen werden hoch sitzende Augenbrauen, ein weiter Augenabstand mit einer nach außen unten verlaufenden Lidachsenstellung, leichte Mikro-/Retrognathie und kleinere Ohrmuscheldysplasien beobachtet. Hörstörungen kommen bei fast der Hälfte der Patienten vor. Der duplizierte Bereich enthält das TBX1-Gen. Bei der Mikrodeletion wird dessen Verlust für die meisten Symptome verantwortlich gemacht. Im Mausmodell konnte gezeigt werden, dass auch die Überexpression dieses Gens, wie bei der Duplikation zu erwarten, eine ähnliche Symptomatik verusacht wie die Haploinsuffizienz. Dies kann eine Erklärung für die Überlappung der Symptome von Mikrodeletion und Mikroduplikation 22q11.2 sein.

Literatur

letzte Aktualisierung: 23.4.2024