Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom

Dr. rer. nat. Annett Wagner, Dr. med. Imma Rost

Wissenschaftlicher Hintergrund

Das Kallmann-Syndrom ist gekennzeichnet durch die beiden Leitsymptome hypogonadotroper Hypogonadismus (HH) und fehlender/verminderter Geruchssinn (Anosmie). Die Häufigkeit wird mit 1:8.000 (Männer) und 1:40.000 (Frauen) angegeben. Es werden drei Erbgänge beschrieben:

  • Die X-chromosomal-rezessive Form mit pathogenen Varianten bzw. Deletionen im ANOS1-Gen (KAL1; ca. 8% der Patienten),
  • die autosomal-dominante Form mit Varianten im FGFR1-Gen (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-1-Gen, KAL2; ca. 10% der Patienten) und
  • die autosomal-rezessive Form mit Varianten in den Genen PROKR2 (Prokineticin-Rezeptor-2-Gen, KAL3) und PROK2 (Prokineticin-2-Gen, KAL4) (ca. 9% der Patienten).

Für das Kallmann-Syndrom bzw. idiopathischen hypogonadotropen Hypogonadismus (IHH) mit Normosmie als klinisch leichtere Formen des CHARGE-Syndroms sind außerdem Varianten in CHD7 (Chromodomain Helikase DNA-Bindungsprotein-7-Gen, KAL5; 6-8% der Patienten) beschrieben. Eine weitere autosomal-dominante Form wird durch Varianten im FGF8 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-8-Gen, KAL6; ca. 2 % der Patienten) verursacht. Die Diagnostik umfasst außerdem die Gene DUSP6, FEZF1, FGF17, FLRT3, FSHB, GNRH1, GNRHR, HS6ST1, IL17RD, KISS1, KISS1R, LHB, NSMF, SEMA3A, SOX10, SPRY4, TAC3, TACR3 und WDR11, in welchen ebenfalls ursächliche Varianten für einen HH nachgewiesen wurden. Des Weiteren wurde von einer digenen Ursache für HH mehrfach berichtet, wobei die Kombination von je einer Variante in zwei verschiedenen Genen (z. B. in FGFR1 und FGF8 oder in FGFR1 und GNRHR) zur Ausbildung der Erkrankung führt. Mit der Untersuchung der 25 Gene wird eine Sensitivität von ca. 50% erreicht.

Literatur

Stamou et Georgopoulos 2018, Metabol 86:124 / Marcos et al. 2014, J Clin Endocrinol Metab 99:E2138 / Miraoui et al. 2013, Am J Hum Genet 92:725 / Dode et Hardelin 2009, Eur J Hum Genet17:139 / Pitteloud et al 2007, J Clin Invest 117:457

Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom
    (ICD-10 Code: [E23.0])
  • Auftrag: molekulargenetische Diagnostik Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDTA-Blut