Hyperparathyreoidismus, neonatal (NSHPT)
M. Sc. Sarah Heinrich, Dr. rer. nat. Anne Holtorf
Wissenschaftlicher Hintergrund
Der neonatale schwere primäre Hyperparathyreoidismus (NSHPT) ist gekennzeichnet durch eine Untermineralisierung der Knochen, die zu erhöhter Knochenbrüchigkeit und Ateminsuffizienz aufgrund eines unterentwickelten Thorax führt. Die Symptome treten innerhalb der ersten 6 bis 12 Lebensmonate, meist bereits in den ersten Wochen nach der Geburt auf und können unbehandelt lebensbedrohlich sein. Die Betroffenen weisen eine schwere Hyperkalzämie und extrem hohe Parathormon- (PTH-) Werte im Serum auf bei meist verringerter Kalziumausscheidung über den Urin. Die Prävalenz ist unbekannt.
Ursächlich für die schwerwiegende Störung des Kalziumphosphatstoffwechsels ist ein vollständiger Funktionsverlust des Calcium-sensitiven Rezeptors (CaSR), der Ca2+ im Serum misst und in der Folge die Sekretion von PTH und die Kalziumausscheidung über den Urin steuert. Die Inaktivierung von CaSR geht auf homozygote oder kombiniert heterozygote Veränderungen im CASR-Gen zurück und wird autosomal-rezessiv vererbt. Heterozygote Varianten in CASR sind ursächlich für die familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie (FHH1), die deutlich milder und häufig symptomfrei verläuft. NSHPT kann aber auch sporadisch, hervorgerufen durch de novo heterozygote Veränderungen in CASR auftreten. Wenn eine Therapie mit Bisphosphonaten und Dialyse ohne Erfolg bleibt, ist eine vollständige Parathyreoidektomie und anschließende Behandlung mit 1-Alpha-hydroxyliertem Vitamin D indiziert.
Literatur
Marx & Sinaii 2020, J Clin Endocrinol Metab 105:1061 / Vannucci & Brandi 2019, Front Horm Res 51:52 / Murphy et al. 2016, Eur J Med Genet 59:227
Untersuchungsauftrag C4
Stoffwechselerkrankungen / Endokrinologie
(3 Seiten, DIN A4)
V.a. neonataler Hyperparathyreoidismus
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: Hyperparathyreoidismus, neonatal (ICD10-Code: [E21.0])
- Auftrag: molekulargenetische Diagnostik CASR
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
2-3 Wochen