Saethre-Chotzen-Syndrom (SCS)
Dr. med. Imma Rost
Wissenschaftlicher Hintergrund
Das autosomal-dominant vererbte Saethre-Chotzen-Syndrom (SCS) gehört zur Familie der Kraniosynostosen. Betroffen ist meist die Koronarnaht mit der Konsequenz einer Brachyzephalie oder, bei einseitigem Auftreten, einer Plagiozephalie. Oft sind ein tiefer Stirnhaaransatz, eine Ptosis, Hypertelorismus und Mittelgesichtshypoplasie sowie kleine, nach hinten rotierte Ohrmuscheln zu beobachten. Auffälligkeiten an den Extremitäten sind gelegentlich Brachydaktylie und partielle Syndaktylie, v.a. zwischen den Fingern 2 und 3, sowie verbreiterte Großzehen, gelegentlich mit Spaltbildung der Endphalanx. In den meisten Fällen ist die geistige Entwicklung nicht beeinträchtigt. Wie bei einigen anderen Kraniosynostose-Syndromen besteht allerdings auch beim SCS das Risiko einer intrakraniellen Druckerhöhung.
Das SCS wird verursacht durch ursächliche Veränderungendes TWIST1-Gens, das für einen Transkriptionsfaktor codiert, der u.a. für die Entwicklung mesodermaler Strukturen von Bedeutung ist. Es wurden zahlreiche verschiedene krankheitsverursachende Varianten im TWIST1-Gen – einschließlich kompletter Deletionen – gefunden. Es besteht eine erhebliche Variabilität, auch intrafamiliär bei Trägern der gleichen Veränderung. Ursächliche Varianten in den Genen FGFR3, FGFR2 und TCF12 verursachen Kraniosynostose-Syndrome, die sich phänotypisch mit dem SCS überschneiden. V.a. mit dem Muenke-Syndrom ist die klinische Überschneidung groß.
Literatur
Fitzpatrick 2013, Nat Genet 45:231 / Roscioli et al. 2013, Am J Med Genet C 163C:259 / Sharma et al. 2013, Nat Genet 45: 304 / Seto et al. 2007, Am J Med Genet 143A:678 / Kress et al. 2006, Eur J Hum Genet 14:39 / Chun et al. 2002, Am J Med Genet 110:136 / Chotzen 1932, Mschr Kinderheilk 55:97 / Saethre 1931, Dtsch Z Nervenheilk 119:533
Untersuchungsauftrag A1
Humangenetik / Transfusionsmedizin / Pathologie
(8 Seiten, DIN A4)
V.a. SCS und DD Kraniosynostosen
Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben
- Diagnose: Saethre-Chotzen-Syndrom (ICD-10 Code: [Q75.0])
- Auftrag: Mutationssuche TWIST1-Gen
Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich
1 ml EDTA-Blut
Stufe I: 2 Wochen
Stufe II: weitere 2 Wochen