Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) Subtypen, allelische Erkrankungen und Differenzialdiagnosen

Dr. rer. nat. Karin Mayer

COL1A1COL5A1COL5A2COL3A1COL1A2EDSklassischer Typ (cEDS)EDSvaskulärer Typ(vEDS)EDSArthrochalasis Typ (aEDS)EDSmit Herzklappen-beteiligung(cvEDS)EDSclassical-like(clEDS)AEBP1TNXBEDS dominante FormenADAMTS2EDS Dermatosparaxis Typ (dEDS)PLOD1FKBP14EDSkyphoskoliotischer Typ (kEDS)ZNF469PRDM5Brittle CorneaSyndromB4GALT7B3GALT6EDSspondylodysplastischer Typ (spEDS)SLC39A13CHST14EDSmuskulokontraktureller Typ(mcEDS)COL12A1EDSmyopathischer Typ(mEDS)EDSparodontaler Typ(pEDS)EDS rezessive FormenC1RC1SEDS, seltene Formen, allelisch,DifferenzialdiagnosenCOL6A1COL6A2COL6A3EMILIN1FLNAPHYKPLPIEZO2PLOD3SLC2A10Cutis laxaALDH18A1ATP6V0A2ATP6V1AATP6V1E1EFEMP2ELNFBLN5LTBP4PYCR1DSESchematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei EDS. Die einzelnenSubpanels sind farblich voneinander abgegrenzt.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Unter Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen des Bindegewebes zusammengefasst, die durch eine Überbeweglichkeit der Gelenke, überdehnbare Haut und verletzliches Gewebe charakterisiert ist.

Nach der vereinfachten Villefranche-Klassifikation von 1998 wurde EDS anhand klinischer, biochemischer und genetischer Daten in sechs Haupttypen unterteilt, die auf verschiedene molekulare Defekte des Kollagenstoffwechsels zurückzuführen sind. Infolge der Zunahme von genetisch aufgeklärten, neuen EDS-Subtypen schlägt die revidierte internationale Klassifikation von 2017 anhand klinischer Kriterien 13 Subtypen vor, die autosomal-dominant oder rezessiv vererbt werden und mit Ausnahme des EDS hypermobiler Typ durch genetische Daten bestätigt werden können. Anhand genetischer Ursachen und pathogenetischer Mechanismen können die einzelnen EDS-Subtypen auf der Grundlage von Defekten der Kollagen-Biosynthese und -Prozessierung, der Kollagen-Faltung und Prozessierung, Defekten der Struktur und Funktion der Verbindung zwischen Muskel und der extrazellulären Matrix, Defekten der Glycosaminoglycan-Biosynthese, des Komplement-Systems und intrazellulärer Prozesse in verschiedene Gruppen unterteilt werden.

EDS Ehlers Danlos Syndrom Mutationen Diagnostik

Abb.: Kollagen-Biosynthese, -Prozessierung und Zusammenlagerung der Kollagenfibrillen, die bei verschieden EDS-Subtypen auf folgenden Stufen gestört ist:

a) Synthese, Stabilität: Haploinsuffizienz von mutierter COL5A1-mRNA, die zur verminderten Synthese von alpha-1-Prokollagen(V) führt, ist die Ursache in ca. 60% des EDS klassischer Typ (cEDS).

b) Hydroxylierung von Lysin und Prolin in den Prokollagenketten: Fehlende Hydroxylierung infolge einer Lysyl-Hydroxylase-Defizienz ist die Ursache des EDS kyphoskoliotischer Typ (kEDS).

c) Prozessierung und Sekretion: Mutationen in COL3A1, die die tripelhelikale Domäne der Prokollagen-alpha-Ketten betreffen, verhindern das normale Processing im rauhen Endoplasmatischen Retikulum (RER) und die nachfolgende Sekretion der Homotrimere. Sie sind die Ursache des EDS vaskulärer Typ (vEDS).

d) Abspaltung N-terminaler Propeptide in der extrazellulären Matrix (EZM): Dominante Mutationen in COL1A1 und COL1A2, die die Erkennungssequenz zur Abspaltung der N-terminalen Propeptide in der extrazellulären Matrix verhindern, sind die Ursache des EDS Arthrochalasis-Typ (aEDS). Autosomal-rezessive Mutationen im Gen für die Prokollagen-N-Peptidase führen zum EDS Dermatosparaxis-Typ (dEDS).

e) Fibrillen-Bildung: Dominant-negative Mutationen in COL5A1 und COL5A2 können die Zusammenlagerung der Kollagen-Moleküle zu heterotopen Fibrillen verhindern, und bedingen ca. 30% des EDS klassischer Typ (cEDS).

f) Interaktion mit extrazellulären Matrix-Proteinen: ist die gewebespezifische Anordnung der Kollagenfibrillen und die Interaktion mit extrazellulären Matrix-Proteinen wie z.B. Tenascin-X gestört, kann dies zum EDS mit Tenascin-X-Defizienz bzw. demklassischen Typ ähnliches EDS (clEDS) resultieren.

Da die klinische Abgrenzung der einzelnen EDS-Subtypen oft schwierig ist und Überlappungen mit anderen Bindegewebserkrankungen wie z.B. Cutis laxa bestehen können, kann eine genetische Diagnostik unter Einsatz von NGS die Einordnung erleichtern.

Literatur

Cortini et al. 2019, Arch Dermatol Res 311:265 / Mayer in Luttkus (Hrsg.) 2018: Das Ehlers-Danlos-Syndrom, Kap. 3, 2. Auflage, De Gruyter / Weerakkody et al. 2018, Genet Med 18:1119 / Malfait et al. 2017, Am J Med Genet C 175:8 / Bowen et al. 2017, Am J Med Genet C 175:27 / Byers et al. 2017, Am J Med Genet C 175:40-47 / Brady et al. 2017, Am J Med Genet C 175:70 / Mayer et al. 2013, Eur J Hum Genet 21, update 2012 / Mayer in eLS 2012, John Wiley & Sons Ltd: Chichester http://www.els.net/ [DOI: 10.1002/9780470015902.a0024295] / Beighton et al. 1998, Am J Med Genet 77:31 / Hausser et al. 1994, Hum Genet 93:394

EDS, autosomal-dominante Formen:

EDS, autosomal-rezessive Formen:

EDS, seltene Subtypen, allelische Formen, Differenzialdiagnosen:

V.a. und DD Ehlers-Danlos-Syndrom

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Ehlers-Danlos-Syndrom (ICD-10 Code: [Q79.6])
  • Auftrag: Molekulargenetische Analyse... (bitte Gene eintragen)

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDTA-Blut