Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS)

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Kurzbeschreibung

Das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) ist eine Gruppe genetischer Erkrankungen des Bindegewebes, gekennzeichnet durch überbewegliche Gelenke, überdehnbare Haut und verletzliches Gewebe. Ursprünglich in sechs Haupttypen unterteilt, schlägt die revidierte Klassifikation von 2017 aufgrund neuer genetischer Erkenntnisse 13 Subtypen vor. Diese EDS-Subtypen basieren auf verschiedenen Defekten, insbesondere in Bezug auf Kollagen-Biosynthese, -Faltung und andere zelluläre Prozesse.

Abb.: Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei EDS. Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Unter Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen des Bindegewebes zusammengefasst, die durch eine Überbeweglichkeit der Gelenke, überdehnbare Haut und verletzliches Gewebe charakterisiert ist.

Nach der vereinfachten Villefranche-Klassifikation von 1998 wurde EDS anhand klinischer, biochemischer und genetischer Daten in sechs Haupttypen unterteilt, die auf verschiedene molekulare Defekte des Kollagenstoffwechsels zurückzuführen sind. Infolge der Zunahme von genetisch aufgeklärten, neuen EDS-Subtypen schlägt die revidierte internationale Klassifikation von 2017 anhand klinischer Kriterien 13 Subtypen vor, die autosomal-dominant oder rezessiv vererbt werden und mit Ausnahme des EDS hypermobiler Typ durch genetische Daten bestätigt werden können. Anhand genetischer Ursachen und pathogenetischer Mechanismen können die einzelnen EDS-Subtypen auf der Grundlage von Defekten der Kollagen-Biosynthese und -Prozessierung, der Kollagen-Faltung und Prozessierung, Defekten der Struktur und Funktion der Verbindung zwischen Muskel und der extrazellulären Matrix, Defekten der Glycosaminoglycan-Biosynthese, des Komplement-Systems und intrazellulärer Prozesse in verschiedene Gruppen unterteilt werden.

Abb.: Kollagen-Biosynthese, -Prozessierung und Zusammenlagerung der Kollagenfibrillen, die bei verschieden EDS-Subtypen auf folgenden Stufen gestört ist: a) Synthese, Stabilität: Haploinsuffizienz von mutierter COL5A1-mRNA, die zur verminderten Synthese von alpha-1-Prokollagen(V) führt, ist die Ursache in ca. 60% des EDS klassischer Typ (cEDS). b) Hydroxylierung von Lysin und Prolin in den Prokollagenketten: Fehlende Hydroxylierung infolge einer Lysyl-Hydroxylase-Defizienz ist die Ursache des EDS kyphoskoliotischer Typ (kEDS). c) Prozessierung und Sekretion: Mutationen in COL3A1, die die tripelhelikale Domäne der Prokollagen-alpha-Ketten betreffen, verhindern das normale Processing im rauhen Endoplasmatischen Retikulum (RER) und die nachfolgende Sekretion der Homotrimere. Sie sind die Ursache des EDS vaskulärer Typ (vEDS). d) Abspaltung N-terminaler Propeptide in der extrazellulären Matrix (EZM): Dominante Mutationen in COL1A1 und COL1A2, die die Erkennungssequenz zur Abspaltung der N-terminalen Propeptide in der extrazellulären Matrix verhindern, sind die Ursache des EDS Arthrochalasis-Typ (aEDS). Autosomal-rezessive Mutationen im Gen für die Prokollagen-N-Peptidase führen zum EDS Dermatosparaxis-Typ (dEDS). e) Fibrillen-Bildung: Dominant-negative Mutationen in COL5A1 und COL5A2 können die Zusammenlagerung der Kollagen-Moleküle zu heterotopen Fibrillen verhindern, und bedingen ca. 30% des EDS klassischer Typ (cEDS). f) Interaktion mit extrazellulären Matrix-Proteinen: ist die gewebespezifische Anordnung der Kollagenfibrillen und die Interaktion mit extrazellulären Matrix-Proteinen wie z.B. Tenascin-X gestört, kann dies zum EDS mit Tenascin-X-Defizienz bzw. demklassischen Typ ähnliches EDS (clEDS) resultieren.
Subtypen
Ehlers-Danlos-Syndrom Arthrochalasis Typ (aEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom classical like Typ (clEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom Dermatosparaxis Typ (dEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom klassischer Typ (cEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom kyphoskoliotischer Typ (kEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom mit Herzklappenbeteiligung (cvEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom muskulokontraktureller Typ (mcEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom myopathischer Typ (mEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom parodontaler Typ (pEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom spondylodysplastische Formen (spEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom vaskulärer Typ (vEDS)
Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS)
29 Gene
ADAMTS2
AEBP1
B3GALT6
B4GALT7
C1R
C1S
CHST14
COL12A1
COL1A1
COL1A2
COL3A1
COL5A1
COL5A2
COL6A1
COL6A2
COL6A3
DSE
EMILIN1
FKBP14
FLNA
PHYKPL
PIEZO2
PLOD1
PLOD3
PRDM5
SLC2A10
SLC39A13
TNXB
ZNF469


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
EDS, Dermatosparaxis Typ (dEDS)Q79.6ADAMTS2604539
Brittle-Cornea-Syndrom (BCS2)Q79.6PRDM5614161
EDS, muskulokontraktureller Typ 2 (mcEDS)Q79.6DSE605942
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Literatur

letzte Aktualisierung: 24.3.2024