Ectopia lentis (EL)

Dr. rer. nat. Karin Mayer

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die isolierte Ectopia lentis (IEL) ist genetisch heterogen. Bei autosomal dominanter Ectopia lentis (ECTOL1) können in 71-100% der Fälle pathogene Varianten im FBN1-Gen nachgewiesen werden. Entsprechend der Ghenter Nosologie von 2010 konnte retrospektiv bei 46% der Patienten mit Ectopia lentis und FBN1-Varianten anhand zusätzlicher Skelett- oder kardiovaskulärer Beteiligung die Diagnose Marfan-Syndrom gestellt werden. Da ein Großteil der FBN1-Varianten, die bei Patienten mit EL identifiziert wurden, auch bei Patienten mit Aortendilatation/-dissektion vorkommen, ist die durch FBN1-Varianten bedingte EL als Teil des Marfan-Spektrums zu betrachten. Ursache der isolierten, rezessiven Ectopia lentis (ECTOL2) sind homozygote oder kombiniert heterozygote Varianten im ADAMTSL4-Gen. Bei sporadischen Fällen mit isolierter Ectopia lentis ohne Hinweis auf den Vererbungsmodus konnten in 64% Varianten im FBN1-Gen und in 18% Varianten im ADAMTSL4-Gen nachgewiesen werden. Die Erfassungsrate von ADAMTSL4-Varianten variiert in verschiedenen Populationen stark zwischen 0% in der chinesischen Bevölkerung und 50% bei verschiedenen Patientengruppen europäischer Herkunft. Homozygote Varianten im LTBP2-Gen wurden bisher in einzelnen Familien mit einem autosomal rezessiven Syndrom mit Megalokornea, Mikrosphärophakie, progressiver Ectopia lentis, Myopie und sekundärem Glaukom identifiziert.

Literatur

Rødahl in: Pagon RA, Adam MP, Ardinger HH, et al. (eds). GeneReviews® (Last Update: July 5, 2018) / Overwater et al. 2017, Eur J Med Genet 60:465 / Chandra et al, Clin Genet 87:284 (2015) / Li et al. 2014, Mol Vis 20:1017 / Chandra et al. 2012, Invest Ophthalmol Vis Sci 53:4889 / Aragon-Martin et al 2010, Hum Mutat 31:E1622 / Desir et al. 2010, Eur J Hum Genet 18:761

V.a. und DD Ectopia lentis

Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben

  • Diagnose: Ectopia lentis (EL)
    (ICD-10 Code: [Q12.1])
  • Auftrag: Mutationssuche FBN1, ADAMTSL4, LTBP2

Hinweis:
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich

1 ml EDTA-Blut