Bindegewebserkrankungen / Aortenerkrankungen
Dr. rer. nat. Karin Mayer
Wissenschaftlicher Hintergrund
Der gemeinsame molekularpathologische Nenner von primären Aortenerkrankungen (Aortopathien) und Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung sind angeborene, genetisch bedingte Störungen a) der extrazellularen Matrix-Proteine, b) des TGF-beta-Signaltransduktionswegs oder c) der Strukturproteine der glatten Gefäßmuskulatur. Während Störungen unter a) und b) zu einer Schwächung der bindegewebigen Textur der Gefäßadventitia führen, sind Fehlfunktionen unter c) mit Funktionsverlusten des kontraktilen Apparats verbunden. Beides ist mit Einschränkungen der Windkesselfunktion der Aorta und einem erhöhten Risiko für Aneurysmen bzw. Aneurysma-Rupturen im arteriellen System verbunden. Gravierende, lebensbedrohliche Komplikationen reichen von Rupturen der Aorta ascendens bis hin zur Mesenterialarterien-Ruptur (z.B. in der Schwangerschaft).
Seit der Identifikation der genetischen Ursache bei Marfan-Syndrom durch Identifizierung des Fibrillin 1-Gens (FBN1) wurden zahlreiche klinisch mehr oder weniger gut abgrenzbare Differenzialdiagnosen beschrieben und genetisch charakterisiert. Zu den Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung zählen neben dem Marfan-Syndrom auch Loeys-Dietz-Syndrom, verschiedene Subtypen der Ehlers-Danlos-Syndrome, verschiedene Formen der Cutis laxa und andere syndromale und nicht-syndromale Erkrankungen. Aortenerkrankungen sind ein Paradebeispiel für genetische und phänotypische Heterogenität und sind durch Pleiotropie gekennzeichnet.
Literatur
MacFarlane et al. 2017, Cold Spring Harb Perspect Biol 9 (11) / Meester et al. 2017, Ann Cardiothorac Surg 6:582
Untersuchungsauftrag A1
Humangenetik / Transfusionsmedizin / Pathologie
(8 Seiten, DIN A4)